Wenn Haustiere Trauer tragen

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Die Situation, dass ein Mensch plötzlich fehlt, unerwartet oder auch erwartet in ein Krankenhaus muss, an einer Reha oder Kur teilnimmt oder schlimmsten Falls verstirbt, bedeutet meistens Stress, Sorgen und Schmerzen für die Angehörigen. Aber wie geht es eigentlich dem geliebten Haustier dabei?

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In diesem Artikel möchten wir Ihnen Ratschläge geben, damit Sie die richtigen Vorkehrungen treffen können und Ihr Haustier auch dann gut und sicher versorgt ist, wenn Sie einmal nicht mehr für Ihr Lieblingstier da sein können. Dazu beschreiben wir die Verhaltensweisen von Tieren, die Ihnen als Tierhalter*innen helfen können, Ihr Haustier in dieser Situation besser zu verstehen. Denn für das hinterbliebene Tier wird es stressiger und es erfährt unnötiges Leid, wenn Sie nicht mehr da sein können. Einige Tiere können sehr stark den Verlust empfinden.

Ein Tier im Haushalt

Zu normalen Zeiten haben sich viele Menschen Haustiere angeschafft, auch weil sie nicht allein sein wollten. Tiere wurden meist auch zur Weihnachtszeit zugelegt, weil die Kinder sich dies wünschten. Während der Corona-Pandemie wurde der Wunsch nach einem Haustier größer. Millionen Haustiere wurden in deutschen Haushalten aufgenommen. Aber viele sind vielleicht nach der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Rückkehr zum Berufsalltag mit dem Tier überfordert, haben keine Zeit mehr, sind zu jung oder zu alt oder gar zu krank, um sich um ihr Tier zu kümmern. Und was geschieht mit den Tieren, deren Besitzer*innen versterben? Führt ihr Weg ins Tierheim, in eine neue Familie, zu Verwandten, zu guten Freunden oder zum Nachbarn?

Das bedeutet für unsere Tiere, dass sie eine schmerzhafte Trennung durchmachen, wenn wir ihnen als Bezugsmensch fehlen, weil Tiere eine enge Bindung zu uns aufbauen. (Siehe unten: Die Psyche des TieresKönnen Tiere trauern?)

Die richtige Vorsorge für das Tier

Einer der ersten Schritte sollte sein, zu beachten, was Sie vorausschauend tun können, um sicherzustellen, dass Ihr Haustier gut versorgt ist, wenn Sie einmal nicht mehr für das Tier da sein können.

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  • Wer nimmt das Tier auf, wenn es keine Verwandten, Kinder oder gute Freundschaften und Nachbarn gibt, die sich um das Haustier kümmern können?

    Es ist wichtig, Vorkehrungen für sein Haustier zu treffen. Dies gilt nicht nur im Todesfall, sondern auch bei einer längeren Abwesenheit des Besitzers oder der Besitzerin. Für den Todesfall kann ein Testament beispielsweise die Suche nach einer vereinbarten geeigneten Pflegestelle regeln. Je detaillierter das Testament ist, desto besser. Es kann die betroffene Person beruhigen, zu wissen, dass ihr Haustier gut versorgt sein wird. Bei einem längeren Klinikaufenthalt kann eine Vereinbarung mit einer geeigneten Pflegestelle helfen, damit sich diese dann um das Tier kümmert. Eine solche Pflegestelle sollte rechtzeitig vor einer längeren Abwesenheit bestimmt werden. Die Stiftung Warentest geht im ihren Artikel Wer Hunden und Katzen ein Zuhause auf Zeit bietet auf dieses Thema ein.
  • Habe ich Verwandte, Kinder oder den guten Freundeskreis und Nachbarschaft, die sich um das Haustier kümmern können?

    Wenn Sie als Besitzer*in jemanden kennen, der mit Ihrem Tier bereits vertraut ist und es auch gerne aufnehmen würde, sollten Sie mit der möglichen Person rechtzeitig darüber sprechen, ob diese bereit wäre, das Tier mit der nötigen Verantwortung – als neue*r Besitzer*in – zu sich zu nehmen.

    Dabei ist es wichtig darauf zu achten, welche Person geeignet ist, sich auch vertrauensvoll um das Haustier zu kümmern. Die Person muss vorher wissen, dass man für ein Pflegetier Platz, Zeit, Geduld und Geld für das geeignete Futter und Pflegemittel braucht. Und man sollte nicht zuletzt ein großes Herz für das Tier haben.
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Tipp für den*die neue*n Besitzer*in: Geben Sie dem Tier Zeit zum Trauern, auch Aufmerksamkeit für das Tier hilft. Sprechen Sie mit dem Tier, selbst wenn es unsere Sprache und Worte nicht versteht, wird es die Gefühle aufnehmen und positiv reagieren. Um die schlechte Laune des Tieres zu vermeiden, hören Sie vor allem fröhliche, schnelle Musik. Klavier- oder Harfenmusik, dies hat eine beruhigende und positive Wirkung auf das Tier. Belohnen Sie das Tier nicht, wenn es deprimiert ist, und bemuttern Sie es nicht, denn das Tier würde dies als Belohnung ansehen.

Dieser Grundsatz gilt nicht nur im Todesfall, sondern sollte auch beachtet werden, wenn die betroffene Person (unerwartet) für einige Tage ins Krankenhaus, Urlaub, Reha oder zur Kur muss. Eine Notiz in der Brieftasche, dass ein Haustier zu Hause wartet, ist nützlich, falls dem Besitzer etwas Unerwartetes zustößt. Auch eine Tierschutzorganisation kann sich in diesem Fall um ein Haustier kümmern.

Praktische Tipps finden Sie hier: Klinikaufenthalt: Betreuung der Haustiere muss abgesichert sein, So ist das Haustier auch nach Herrchens Tod gut versorgt, Wohin Haustiere kommen, wenn die Besitzer sterben?.


Die Psyche des Tieres

Die Psyche des Tieres ist komplex – denn kaum zu glauben – aber auch ein Tier fühlt ähnlich wie ein Mensch. Insbesondere, wenn sein Herrchen / Frauchen stirbt, leidet das Tier genauso oder noch mehr. Und es stimmt wirklich. Tiere spüren es, wenn wir krank sind und einige Tierärzte oder Tierärztinnen sind der Meinung, dass ein Tier spürt, wenn jemand stirbt.

Ist ein Tier in der Lage, den Tod zu begreifen und zu trauern?

Ja – Denn unsere Haustiere fühlen wie wir Menschen, durch ihre unterschiedlichen Charaktere fühlen sie durch die verschiedenen Emotionen das Gleiche, eben Freude, Angst, Wut und auch Trauer. Haustiere werden in den Familienkreis aufgenommen und wie ein Familienmitglied behandelt. Dadurch wird zwischen einem Menschen und einem Tier eine enge Verbindung aufgebaut und so kann das Tier auch spüren, was mit dem Menschen passiert und jedes Tier trauert auf seine Weise.

Aus dem Artikel der Augsburger Allgemeinen: „Wie Tiere trauern: Vom Abschied nehmen bis zum Totenkult“ beschreibt Dr. Angela Bartels von der Veterinärmedizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München das Verhalten von Tieren in Trauersituationen. Sie ist davon überzeugt, dass „Säugetiere auf jeden Fall trauern können“.

Quellen über Trauer bei Tieren Wie Nehmen Tiere Abschied?, Tiere und Trauer – können Tiere trauern?

Und wie sieht es mit der Treue des Tieres zu ihren Bezugsmenschen aus? Durch die enge Verbindung zu uns wird ein Tier genauso leiden wie ein Mensch, wenn seine Bezugsperson verstorben ist. Das beste Beispiel sieht man in dem verfilmten Drama, das auf wahren Begebenheiten beruht „Hachiko – eine wunderbare Freundschaft“ (mit Richard Gere). In diesem Drama sieht der*die Zuschauende, wie treu Hachiko zu seinem Herrchen gewesen ist, dass Hachiko trotz des Todes des Musikprofessors Parker Wilson (Richard Gere) täglich vor dem Bahnhof auf sein Herrchen wartet, bis Hachiko selbst verstirbt.

Ähnlich erging es 2017 einem 80-Jährigen, der die 12-jährige Dackeldame seines guten Bekannten aufnahm, nachdem dieser verstorben war. Dieser hatte unterschätzt, was die Treue und Trauer der alten Dackeldame zu ihrem alten Besitzer bedeutete. Die Folge war, dass sie kaum noch fraß und schließlich trotz steifer Beinchen einfach weg lief, um dann zwei Straßen weiter leise jammernd vor der Tür ihres früheren Zuhauses liegen blieb.

Daher kann man nicht sagen: „Das ist doch sowieso nur ein Tier“. Auch können einige Mitbürger*innen nicht verstehen oder nachvollziehen, was ein Tier spürt, wenn ein geliebtes Herrchen / Frauchen stirbt. Und nach dem Deutschen Gesetz, werden Tiere immer noch als Sache Behandelt und nicht als Lebewesen.


Das Trauerverhalten bei Tieren

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Hunde erinnern sich noch eine lange Zeit an ihre*n Besitzer*in, nachdem kein direkter Kontakt mehr vorhanden ist. Es können bis zu 3 Jahre vergehen bis sie ihre*n Besitzer*in vergessen. Selbst nach einer langen Trennung kann ein Hund seine*n Besitzer*in anhand von Erfahrungen, Gerüchen und Geräuschen sofort wiedererkennen. Durch die Bindung an den Menschen ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Hund seine*n Besitzer*in vermisst, wenn dieser länger abwesend oder gar verstorben ist. Hunde begreifen das emotionale Gefühl, dass sie jemanden vermissen, wenn die Person nicht mehr täglich bei ihnen ist.

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Katzen verhalten sich ähnlich wie Hunde. Auch ihr Verhalten ändert sich, wenn sie traurig sind. Meist ziehen sie sich zurück, ruhen viel und sind weniger aktiv. Manche fressen in der Zeit ihrer Trauer mehr, aber andere Katzen reagieren in dem sie weniger fressen. Ähnlich verhalten sich Katzen auch bei ihrer Fellpflege.
Manche vernachlässigen ihre Pflege, andere hingegen bekommen durch ihre intensive Pflege, kahle Stellen in ihrem Fell. Für die Katze ist der Mensch ein wichtiger Sozialpartner. Wenn diese Person verschwindet oder stirbt, empfinden sie, wie die Hunde oder Pferde, Kummer und Trauer. Katzen sind, im Gegensatz zu Hunden oder Pferden, keine Herdentiere, sondern Einzelgänger bei der Jagd. Sie können sich dennoch zu Artgenossen wie auch zum Menschen und zu anderen Lebewesen sehr sozial verhalten. Insbesondere ist die Beziehung zu den Menschen sehr eng und bietet ihr Sicherheit, Geborgenheit und Zuwendung.

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Pferde können wie alle genannten Tiere Trauer empfinden. Denn die Bindung an einen Artgenossen oder einen Menschen kann tiefe Trauer auslösen, wenn das Tier verlassen wird, sei es durch Verkauf oder durch den Tod des/der Besitzer*in. Pferde sind wie Hunde Herdentiere und sind sehr soziale Wesen. Wie bei allen Herdentieren können sich sehr enge echte Freundschaften entstehen. Dies nicht nur innerhalb der eignen Herde, sondern auch zu den Menschen. Bei Pferden werden Freunde auch nach einer mehrjährigen Trennung wiedererkannt.

Marc Lubetziki, ein intensiver Beobachter, filmte auch das typische Verhalten von Wildpferden in der Trauerzeit. Er fand durch seine Beobachtung und seinem Leben bei den Pferden heraus, dass sie während ihrer Trauerzeit ihr Fressverhalten veränderten, indem sie weniger oder gar nicht mehr fraßen. Dieses Verhalten beobachtete er auch bei Hauspferden. Auch bei Pferden kann es beobachtet werden, dass eine Stute neben ihrem Kind stehen bleibt, wenn ihr junges Fohlen stirbt. Sie stehen näher an ihrem Artgenossen als zuvor und weichen nicht von der Seite der Herde. Sie bewegen sich unsicher auf der Weide, haben auch Ängste und scheuen vor Menschen zurück, die sie nicht kennen, sogar auch vor jenen, die ihnen vertraut sind.


Im hohen Alter noch Tierbesitzer werden?

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Sollte man sich ein junges Tier zulegen, wenn man bereits im hohen Alter ist?

Nein – Tierschutzvereine raten Senioren*innen davon ab, sich ein junges Tier ins Haus zu holen, wenn man das 70ste Lebensjahr überschritten hat. Denn Senior*innen können im Alltag schnell überfordert sein und man sollte daran denken, dass junge Welpen oder junge Katzen bis circa 15 Jahre alt werden können.

Daher sollte sich jede*r Senior*in die Frage stellen, ob er oder sie bereit sind und die nötige Kraft hat, um das Tier über Jahre versorgen zu können. Bin ich gesundheitlich, körperlich uneingeschränkt in der Lage, das Tier gut zu versorgen? „Die Anschaffung eines Tieres muss sehr gut überlegt und geplant werden“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. Senior*innen müssten sich die Fragen stellen, welches Tier geeignet ist, denn meist haben sie auch falsche Vorstellungen von der Haltung eines Tieres im Haushalt. Zu überlegen ist es auch, wenn ein*e Senior*in in einer Mietwohnung lebt, ob genügend Platz vorhanden ist und ob dort ein Tier vom Vermieter erlaubt ist. Senior*innen sollten auch wissen, dass ein Tier immer Geld kostet, sei es Futter, Wasser oder Streu für Katzen und dass vor allem Tierarztkosten auf sie zukommen werden, wenn das Tier einmal krank wird. Denn für ein Tier übernimmt man immer Verantwortung. Man sollte sich Zeit nehmen und sich selbstkritisch befragen, rät der Tierschützer. Ist eine ältere Person durch Krankheit oder körperliche Einschränkungen nicht mehr in der Lage ist sich um ein Tier zu kümmern (zum Beispiel Auslauf bei Hunden), kann es eventuell dazu führen, dass ein junges Tier vereinsamt, krank, bissig oder verstört wird und im schlimmsten Fall kann ein Tier durch die Vereinsamung auch sterben.

Informationen und Ratschläge bekommen Sie im Tierheim in ihrer Nähe – Tierschutzverein Frankfurt am Main.

Text: Rudolf Schindler, Klaus Rentzsch – 2023

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