Fleisch wird durch ökologische Landwirtschaft in europäischen Ländern immer teurer. Manche Menschen verzichten deshalb auf Fleisch und geben Fleischersatzprodukten den Vorrang. Doch die Fleisch-Alternative wird meist aus Soja hergestellt. Ob das gesünder ist, bleibt fraglich. Wer nicht auf Fleisch verzichten kann, greift alternativ zu Insekten, wenn der Ekel nicht zu groß ist.
In unseren Breitengraden ist der Verzehr von Insekten nicht so verbreitet wie in Asien, Afrika oder Südamerika, und manch ein Europäer muss unwillkürlich an Krankheiten denken, die von Insekten verbreitet werden. Laut Business Insider reagieren Erwachsene dabei deutlich angewiderter als Kinder. Zudem werden Kinder in der europäischen Kultur ermahnt, keine Insekten zu essen. Ekel vor Lebensmitteln ist kein natürlicher Charakterzug – sagt Fritz Reusswig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung auf Deutschlandfunk.de.
In manchen Regionen in Asien, Afrika oder Südamerika werden Insekten als Nahrungsmittel verwendet. Vor Jahrhunderten wurden Insekten auch hierzulande gegessen, doch diese Praxis ist im Laufe der Jahrhunderte untergegangen. Essgewohnheiten ändern sich, und auch Epidemien wie die Pest trugen dazu bei, dass Insekten nicht mehr auf dem Teller landeten. So hat es sich etabliert, Insekten als Ungeziefer und Krankheitsüberträger anzusehen, wie das bei manchen Insekten tatsächlich der Fall ist, wie bei der Stechmücke, die Malaria und Gelbfieber überträgt, oder bei Zecken, die Borreliose übertragen.
Warum der Verzehr von Insekten gesünder ist
Insekten werden nicht wie Rinder, Schweine oder Nutzvögel mit Hormonen behandelt. Sie enthalten meist ähnlich viel Protein wie Fleisch, und haben, wenn sie gefriergetrocknet wurden, sogar einen deutlich höheren Proteingehalt. Des Weiteren enthalten sie einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Vor allen sind Insekten laut der Verbraucherzentrale eine exzellente Quelle von Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen. Insekten tun nicht nur dem Menschen Gutes: Auch die Umweltbelastung durch die Produktion ist nicht so hoch wie bei der Fleischproduktion.
Warum ist das so?
Laut NDR stößt „jede Kuh (…) jährlich rund 100 Kilogramm Methan aus – ein Gas, das zehn- bis zwanzigmal klimaschädlicher ist als CO₂“. Für die Fleischproduktion müssen außerdem Ackerflächen bereitgestellt werden, ebenso Getreide, Stroh und Futterzusätze. Und die Tiere müssen gegen Krankheiten geimpft werden. Im Gegensatz dazu benötigen Insekten weniger Nutzfläche und müssen nicht geimpft werden.
Auch die Fischproduktion belastet die Umwelt. Zwar benötigt man zum Fischfang keine Nutzflächen, dafür führt die hohe Nachfrage zur Erschöpfung der Meere. Die gezielte Fischzucht wiederum braucht große Nutzflächen in heimischen Gewässern, und der Transport führt ebenfalls zum Problem des Ausstoßes von Abgasen in die Umwelt.
Womit werden Speiseinsekten gefüttert?
Quelle: Insekten essen: Eine Alternative zu herkömmlichem Fleisch?
Für Speiseinsekten gibt es bisher keine spezifischen Regelungen für die Anforderungen an ihre Futtermittel. Es gilt daher die Futtermittelhygiene-Verordnung. Diese regelt Kriterien für Futtermittel, die zur Fütterung von zur Lebensmittelgewinnung bestimmten Tieren hergestellt werden. Demnach dürfen zum Beispiel keine Lebensmittelabfälle verfüttert werden, nur für Futtermittel zugelassene Zusatzstoffe verwendet werden und es müssen bestimmte mikrobiologische Vorgaben eingehalten werden.
Den Ekel vertreiben
In der heutigen Gesellschaft ist es notwendig, neue Wege der Ernährung einzuschlagen, die nicht nur vegane Fleischersatzprodukte beinhalten, sondern als Fleischersatz und Eiweißlieferant verschiedene Insektenarten mit einbeziehen. Es wird in der heutigen Gesellschaft nicht einfach werden, die Abneigung gegen Insekten abzulegen. Aber es gibt inzwischen Menschen, die Insektennahrung als Fleischersatz akzeptieren, da aufgrund des stetigen Wachstums der Weltbevölkerung alternative Eiweißquellen vonnöten sind.
Der Ekel vor Insekten als Nahrungsmittel hat seinen Ursprung in der kulturellen und religiösen Entwicklung. Erst im Laufe der Zeit hat sich dieser Standpunkt gesellschaftlich etabliert. Der Ekel vor Insektenessen ist eigentlich unabhängig von dem Nahrungsmittel an sich.
Quelle: Die Psychologie hinter dem Ekel vor Insekten als Nahrungsmittel
Nicht alle Insekten sind unappetitlich oder übertragen Krankheiten. Es wäre eine Überlegung wert, die Vorurteile gegenüber Insekten als Nahrungsquelle und den damit einhergehenden Ekel schrittweise abzubauen, um damit das Angebot an Nahrungsmitteln zu erweitern. Mit der Zeit könnte eine moderne Gesellschaft ihre Ernährungsgewohnheiten vom Fleischkonsum weg in Richtung insektenbasierter Ernährung verschieben. Auf diese Weise würde sie den Bedarf an Ackerland zur Produktion von Fleisch reduzieren und gleichzeitig die Emission von Treibhausgas verringern.
Text: Rudi Schindler