Bares wird Rares

Bares wird Rares

VGF Ticketautomat, Foto: Karola Neder

Bargeld ade – so lautet das Motto in immer mehr Bereichen des öffentlichen Lebens. Mit der zunehmenden Digitalisierung schreitet auch der Trend zum bargeldlosen Bezahlen immer mehr voran. Fahrkartenautomaten werden auf bargeldlose Zahlung umgestellt, Theater- und Konzertkarten können mitunter nur noch online erworben werden, und viele Dinge im Alltag sind ohne Smartphone, Computer oder digitale Chipkarte oft gar nicht mehr möglich.

„Nur Bares ist Wahres.“ Diese Erkenntnis entspricht nicht mehr dem heutigen Trend. Der moderne Zahlungsverkehr ist zunehmend digitalisiert. Neben der klassischen Variante mit Bank- oder Kreditkarte gibt es mittlerweile zahlreiche andere Möglichkeiten, Zahlungen vorzunehmen. Online-Shopping via Paypal & Co., Bezahlen via Smartphone, Online-Banking per Computer – vieles ist heute möglich, ohne Bargeld in die Hand nehmen zu müssen.

Auch die Ticketautomaten werden immer mehr auf bargeldlose Zahlung umgestellt. Dies kann jedoch zu allerlei Problemen und Unverständnis führen, vor allem dann, wenn der Ticketkauf ausschließlich mit Karte möglich ist, ohne eine Alternative zur Bargeldzahlung zu bieten. Ratlose und hilfesuchende Gesichter vor dem Fahrkartenautomat machen dies deutlich. Sogenannte E-Tickets ersetzen Fahrkarten, Flugtickets oder Eintrittskarten, die früher in Papierform erhältlich waren. Wenn das Angebot an analogen Alternativen fehlt und Menschen gezwungen sind, digitale Dienste zu nutzen sprechen Experten auch von einem „Digitalzwang“.

  1. Ticketautomaten in Frankfurt am Main
  2. Karte statt Bargeld
  3. Digitaler Euro
  4. Online-Zahlungsdienste
  5. Noch nie online

Ticketautomaten in Frankfurt am Main

VGF Ticketautomat, Foto: Karola Neder

An vielen Ticketautomaten in Frankfurt ist es inzwischen nicht mehr möglich mit Bargeld zu zahlen. Neben den Automaten, die eine Zahlung mit Karte oder Bargeld akzeptieren, gibt es inzwischen immer mehr Automaten, an denen ausschließlich bargeldlos bezahlt werden kann. Die Automaten sind mit einer gelben Aufschrift und Piktogrammen gekennzeichnet, die auf die bargeldlose Zahlung hinweisen. Laut VGF (Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main) gibt es jedoch an jeder Station mindestens einen Automaten, der Bargeld annimmt. Problematisch wird es, wenn sich besagter Automat mit Option zur Bargeldzahlung 100 Meter entfernt auf der anderen Seite befindet. Auch die Piktogramme oder Hinweisschilder, die klar erkennbar machen, ob es sich um einen Ticketautomat mit Bargeld- oder Kartenzahlung handelt, sind aus der Entfernung mitunter schwer ausfindig zu machen.

Traffiq (Lokale Nahverkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH) zufolge ist die Umstellung der Automaten auf bargeldlose Zahlung auf den Wunsch der Kundschaft zurückzuführen. Demzufolge gehe der Trend zu einer vermehrten Nutzung von Zeitkarten (als Chipkarte oder Handyticket verfügbar), auch die Zahlung per Bank- oder Kreditkarte, per Smartwatch sowie der Online-Vertrieb habe stark zugenommen. Fakt ist: Die bargeldlosen Automaten sparen der Stadt und der VGF viel Geld, da sie sich günstiger betreiben lassen.

Die Umstellung auf digitale Tools beim ÖPNV in Frankfurt am Main hat bereits in vielen anderen Bereichen stattgefunden. Alle Zeitkarten wie Wochen-, Monats- und Jahreskarten sind als eTicket auf einer Plastik-Chipkarte gespeichert. Lediglich Einzelfahrten, Kurzstrecken, Tageskarten und Anschlusskarten sind noch als Papierfahrscheine erhältlich.

Karte statt Bargeld

Grafik: Hnnng/Pixabay

Wer mit Bargeld zahlt, bleibt anonym und muss keinerlei private Spuren hinterlassen. Die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs, angefangen mit der Kartenzahlung im Supermarkt bis hin zur Überweisung via Paypal geht immer einher mit einer zwangsläufigen Preisgabe persönlicher Daten. Eine Entwicklung, die viele Menschen problematisch sehen.

Der Trend zur bargeldlosen Zahlung hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Vor allem hohe Beträge werden gerne mit EC-Karte oder Kreditkarte gezahlt. Bei der jüngeren Generation wird Bargeld immer seltener genutzt und auch kleine Beträge werden mit Karte oder mit Handy via NFC (Near Field Communication) bezahlt. Zudem bieten mittlerweile viele Supermärkte die Möglichkeit an, ab einem Mindesteinkaufswert Bargeld an der Kasse abzuheben. In der Folge schließen Banken ihre Filialen, und Geldautomaten werden eingespart, da sie immer seltener genutzt werden.

Im europäischen Vergleich sind die Deutschen dennoch eher zurückhaltend beim digitalen Bezahlen. Unseren skandinavischen Nachbarn in Dänemark, Finnland und Schweden wird beispielsweise eine hohe digitale Affinität nachgesagt. Dementsprechend ist hier der Anteil an Kartenzahlungen und bargeldlosem Zahlen besonders hoch. In vielen Geschäften wird gar kein Bargeld mehr akzeptiert. Hier werden fast alle Zahlungen in digitaler Form abgewickelt. Auch Luxemburg steht an an der Spitze, was den digitalen Zahlungsverkehr anbetrifft.

Insbesondere Schweden hat in jüngster Zeit von sich reden gemacht als erstes Land, welches das Bargeld komplett abschaffen will. Umso bemerkenswerter ist aktuell ein Strategiewechsel des Landes, der die unverzichtbare Rolle von Bargeld für sichere, allgemein verfügbare Zahlungssysteme nun doch wieder in Erwägung zieht.

Digitaler Euro

Bargeld in Deutschland, Bild: Geisteskerker/Pixabay

Derzeit arbeitet die EZB am digitalen Euro, der als zusätzliches gesetzliches Zahlungsmittel im Euroraum geplant ist. Er ist als Ergänzung zum Bargeld gedacht, Münzen und Scheine soll es auch weiterhin geben. Die Bezahlung soll über eine digitale Geldbörse – das sogenannte Wallet – erfolgen und sowohl online, als auch offline (ohne Internetverbindung) an der Ladenkasse möglich sein.

Zahlungen erfolgen beispielsweise über digitale Geräte wie Smartphone oder über die Nutzung einer physischen Karte. Laut EZB steht das Angebot somit auch Personen ohne Bankkonto oder digitalem Gerät zur Verfügung. Die Handhabung soll ohne zusätzliche Gebühren und mit den höchsten Datenschutzstandards erfolgen.

Der digitale Euro ist auch als Alternative zu bestehenden Zahlungsdienstleistern gedacht, bei der Nutzung sollen jedoch weniger personenbezogene Daten preisgegeben werden. Die Vorbereitungsphase zur Einführung des digitalen Euros hat am 1. November 2023 begonnen.

Online-Zahlungsdienste

Bild: Adrian/Pixabay

Mit zunehmendem Online-Handel haben sich auch die Bezahlmöglichkeiten im Internet angepasst. Online-Zahlungsdienste haben hier weitestgehend das Ruder übernommen. Eine Barzahlung ist hierbei nicht möglich, und auch der Kauf auf Rechnung wird immer seltener angeboten. Zahlungsdienstleister übernehmen die Abwicklung von Zahlungen im Internet. Sie stellen das Bindeglied zwischen Verkäufer und Käufer dar und sollen das Bezahlen im Internet für Käufer und Verkäufer einfacher und sicherer machen.

Das Prinzip: Die Ware wird vom Kunden per Lastschrift, Kreditkarte oder Überweisung bestellt. Kreditkartendaten oder Kontodaten werden dabei an den Zahlungsdienstleister übermittelt. Der Zahlungsdienstleister streckt dem Verkäufer den Kaufpreis vor und sorgt für eine Kaufabwicklung ohne Verzögerung, wie es bei einer Banküberweisung der Fall wäre. Der Verkäufer erhält sofort eine Zahlungsbestätigung und die Ware kann im Anschluss unverzüglich verschickt werden. Abschließend wird der Betrag vom Zahlungsdienstleister beim Kunden abgebucht. Aktuell wären solche Zahlungsdienstleister beispielsweise PayPal, Klarna, Google Pay, Apple Pay oder Amazon Pay.

Die bequeme Abwicklung und der verzögerungsfreie Ablauf von Transaktionen hat jedoch seinen Preis: Eine Preisgabe von persönlichen Daten ist hier unumgänglich. Der Zahlungsanbieter kann Informationen über Kaufverhalten, Interessen und Gewohnheiten des Kunden sammeln.

Noch nie online

Foto: Kaitlyn Baker/Unsplash

Laut Statistischem Bundesamt waren in der EU 2023 rund 6 % der 16- bis 74-jährigen Bevölkerung noch nie online. In Deutschland waren es 5 %, was einer Zahl von knapp 3,1 Millionen Menschen entspricht. Eine weitere Schätzung besagt, dass 33 % der Weltbevölkerung offline sind – also ohne Internetzugang (Stand 2023).

(Karola Neder/Juni 2024)

Vorschaubild: Karola Neder

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