Alkohol – zwischen Spaß und Risiko

Alkohl
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Bereits das erst Glas Alkohol senkt die Aufmerksamkeit beim Autofahren oder während der Arbeit. Und das tägliche zweite Glas Bier oder Wein erhöht das Risiko für die Gesundheit. Ein Hintergrundbericht.

Alkohol am Steuer
Alkohol am Steuer, Foto: energepic.com, Pexels

Alkohol ist eine der ältesten Drogen der Menschheit. Schon seit Jahrtausenden kennen die Völker seine enthemmende, entspannende und berauschende Wirkung und stellen alkoholische Getränke her. Hierzulande dürfen Vierzehn- und Fünfzehnjährige laut dem Jugendschutzgesetz bereits Bier, Wein oder Sekt trinken, allerdings in Anwesenheit der Eltern, die das Trinkverhalten ihrer Sprösslinge ausdrücklich erlauben. Selbst alkoholische Getränke kaufen darf diese Altersgruppe nicht. Mit 16 Jahren dürfen Jugendliche Bier, Sekt oder Wein dann selber kaufen und trinken. Schnaps ist noch nicht erlaubt. Ebenfalls verboten sind „Alkopops“, süße Mixgetränke, die Spirituosen (zwischen 1,2 und zehn Pronzent Volumen) enthalten und trinkfertig verkauft werden (§1 AlkopopStG). Ab dem 18. Geburtstag darf der Deutsche alle legal erhältlichen alkoholischen Getränke kaufen und konsumieren.

Wie wird er produziert?

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Stellt sich die Frage, wie Alkohol überhaupt hergestellt wird: Bei der Herstellung von alkoholischen Getränken unterscheidet man zwischen zwei Verfahren: Fermentation und Destillation. Unter Fermentation versteht der Verbraucher fermentierte oder vergorene alkoholische Getränke. Sie entstehen durch Vergärung von Frucht- oder Malzzucker. Destillierter Alkohol oder gebranntes Wasser dagegen wird durch Destillation aus vergorenen alkoholhaltigen Flüssigkeiten gewonnen.

Ein vielfältiges Angebot

Stellt sich dann die zweite Frage, was es für alkoholische Getränke überhaupt am Markt gibt: Das gängigste und wohl auch bekannteste Produkt ist das Bier. Das aus Wasser, Malz und Hopfen gebraute Bier ist seit mehr als 5.000 Jahren bekannt. Im Ranking der beliebtesten alkoholischen Getränke folgen anschließend Cocktails und Longdrinks. Auf Platz drei landet Wein. Er wird durch alkoholische Gärung frischer Weintrauben oder frischen Traubenmosts gewonnen. Härtere Getränke sind Spirituosen. Sie sind alkoholische Getränke, die vor allem durch Destillation gewonnen werden und einen Alkoholgehalt von mindestens 15 Volumenprozent haben. Die Spirituosentypen unterscheiden sich durch Herstellung und Alkoholgehalt. Beispiele sind Branntwein, Whisky, Rum, Wodka oder Likör. Auch neumodische Getränke wie Alcopops sind mittlerweile in aller Munde. Diese Getränke haben einen Alkoholgehalt von bis zu zehn Volumenprozent und Mischgetränke, die oft aus Limonade mit Alkohol wie Rum, Wodka oder Tequila bestehen. Sie haben einen Alkoholgehalt von fünf bis sechs Volumenprozent, werden meistens in Flaschen à 2,75 dl (Deziliter) verkauft, sind süß und süffig. Der Zucker und die Kohlensäure überdecken den Alkoholgeschmack und führen auch dazu, dass der Alkohol schneller ins Blut aufgenommen wird. Wird dann schneller viel getrunken, ist man auch schneller betrunken.

GetränkInhaltAlkoholgehaltMenge als reiner AlkoholKalorien
Bier0,3 lca. 5 Vol.-%ca. 12 gca. 126 kcal
Biermischgetränke0,33 lca. 2,5 Vol.-%ca. 7 gca. 135 kcal
Wein/Sekt0,125 lca. 11 Vol.-%ca. 11 gca. 100 kcal
Spirituosenmixgetränk0,275 lca. 5,5 Vol.-%ca. 12 gca. 200 kcal
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Welche Wirkung hat Alkohol

Erstens: Alkohol ist für den Körper eine giftige Substanz und nicht zu unterschätzen. Dabei wirkt es nicht bei jedem Menschen genau gleich. So gibt es verschiedene Faktoren, die seine Wirkung beeinflussen. Faustformel: Je mehr Alkoholgehalt, desto stärker die Wirkung. Generell gelangt Alkohol über die Speiseröhre in den Magen, dann ins Blut. Wie schnell Alkohol im Blut aufgenommen wird, hängt allerdings von verschiedenen Einflüssen ab. So wird er aus warmen oder auch kohlensäurehaltigen Getränken schneller im Blut aufgenommen. Auch Zucker bewirkt eine schnellere Aufnahme, ebenso ein leerer Magen. Bei Letzterem gelangt der Alkohol bereits nach rund 15 bis 30 Minuten ins Blut, nicht so wie nach einem reichhaltigen Essen. Hier verlängert sich dieser Prozess bis zu einer Stunde. Laut dem Gesundheitsportal feel-ok.ch werden nach dem Verzehr nur zehn Prozent des Alkohols über Urin, Schweiß und Atem ausgeschieden. Der Großteil wird dagegen in der Leber abgebaut. Demnach ist für den Abbauprozess die Leber das wichtigste Organ. Bei erwachsenen, gesunden Menschen werden ungefähr 0,1 bis 0,15 Promille pro Stunde abgebaut und ausgeschieden.

Auswirkungen auf die Psyche

Die übermäßige Aufnahme von alkoholischen Getränken beeinflusst die Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit, die Koordination und das Reaktionsvermögen eines jeden Menschen. Die Aufnahme wirkt auch auf grundlegende körperliche Abläufe, zum Beispiel auf die Regelung der Körpertemperatur und auf die Geschwindigkeit der Atmung. Und nicht zuletzt beeinflusst Alkohol auch die emotionalen Komponenten, wie etwa die Gefühlslage, die sich drastisch ändern kann. So gelingt es Alkohol, durch die Blut-Hirn-Schranke, direkt ins Gehirn zu gelangen. Dort wirkt er sich auf den Botenstoffwechsel und damit auf verschiedene Hirnleistungen aus: „Die Sehleistung wird verringert, und das Blickfeld verengt sich (Tunnelblick). Aufmerk­samkeit, Konzentration, Kritik- und Urteils­fähigkeit und Reaktions­v­er­mögen leiden, die Risikobereitschaft steigt an. So ist zum Beispiel die Reaktions­zeit bei einem Blutalkoholwert von 0,8 Promille gegenüber dem nüchternen Zustand beinahe doppelt so lang“, mahnt die Pharmazeutische Zeitung in diesem Zusammenhang. Dabei kann Alkohol anfänglich sogar euphorisierend wirken. Der Konsument fühlt sich enthemmt, selbstbewusster und gelöster.

Kinder besonders betroffen

Promille Wirkungen
0.2-1.0 Wohlstimmung
Enthemmtes und gelöstes Gefühl
Steigende Kontaktbereitschaft
Aufmerksamkeit lässt nach
Seh- und Hörvermögen lassen nach
Gleichgewichtsstörungen
Verzögerte Reaktionsfähigkeit
Selbstüberschätzung
Zunehmende Risikobereitschaft

1.0-2.0 Rauschstadium
Orientierungsschwierigkeiten
Einschränkung der Urteilskraft
Eingeschränktes Sehvermögen (Tunnelblick)
Labile Stimmung

2.0-3.0 Betäubungsstadium
Sprachstörungen, Verwirrtheit
Bewusstseinsstörungen
Gedächtnislücken
Verlust der Bewegungskoordination
Alkoholvergiftung

3.0-5.0 Lähmungsstadium
Atemlähmung
Atemstillstand und Tod

Quelle: Gesundheitsplattform feel-ok.de

Kinder reagieren besonders empfindlich auf Alkohol. Da ihre Organe und ihr Gehirn noch im Wachstum sind und sie ein viel leichteres Körpergewicht haben als Erwachsene, können sie Alkohol schlechter abbauen. Bereits eine geringe Menge kann eine schwer wiegende Vergiftung oder sogar den Tod bewirken.
Jugendliche reagieren dagegen fast wie Erwachsene. Die Leber ist bei Ihnen allerdings noch nicht so vollständig ausgereift und kann somit im Vergleich weniger abbauen. Daher kann bereits eine geringe Alkoholmenge zu einer Vergiftung führen. Zudem sind jugendliche Körper in der Regel leichter gebaut, als Erwachsene. Hier verteilt sich Alkohol auf eine kleinere Menge Körperwasser, und die Alkoholkonzentration im Blut ist höher.

Unterschied beim Geschlecht

Generell gilt: „Frauen reagieren empfindlicher auf Alkohol als Männer. Trinkt ein Mann und eine Frau mit gleichem Gewicht die gleiche Menge Alkohol, treten bei der Frau im Schnitt schneller beeinträchtigende Wirkungen ein“, sagt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Warum? Frauen haben weniger Körperflüssigkeit als Männer. Der Alkohol verteilt sich weniger gut im Körper, und die Alkoholkonzentration im Blut ist höher. Frauen haben nicht nur weniger Körperflüssigkeit als Männer sondern auch eine geringere Menge des Enzyms, das für den Abbau des Alkohols verantwortlich ist.

Risiken und Gefahren

Je nachdem wer unter welchen Umständen wie viel trinkt, hat Alkohol unterschiedliche Wirkungen und beinhaltet verschiedene Risiken. Bei regelmäßigem Alkoholkonsum greift Alkohol die Organe an. Das kann dauernde Schädigungen und selbst den Tod zur Folge haben. Da der Abbau von Alkohol hauptsächlich in der Leber erfolgt, ist es deshalb nicht verwunderlich, dass dieses Organ durch übermäßigen Alkoholkonsum am stärksten geschädigt wird. Typische Leberschäden durch Alkohol sind die sogenannte „Fettleber“ bis zur „Leberzirrhose“, die auch zum Tod führen kann. Laut dem Gesundheitsportal NetDoktor.de ist eine Fettleber (Steatosis hepatis) die häufigste chronische Lebererkrankung. Dabei lagern sich vermehrt Fette in der Leber ein. Obwohl eine Fettleber anfänglich kaum Beschwerden bereitet, hat sie teils gravierende Folgen. „Die Leberzirrhose ist dagegen eine Erkrankung der Leber, bei der die normale Architektur des Organs zerstört wird. Das Lebergewebe wird allmählich durch funktionsuntüchtiges Bindegewebe ersetzt. So kann die Leber lebenswichtige Aufgaben nicht mehr vollständig oder überhaupt nicht mehr erfüllen – nämlich Fett verdauen, Energie speichern und entgiften. Das Gewebe vernarbt, verhärtet und schrumpft zunehmend. Daher hat die Leberzirrhose auch ihren umgangssprachlichen Namen Schrumpfleber“, schreibt das Universitätsspital Zürich auf ihrer Homepage.

Wird durch hohen Alkoholkonsum die Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft gezogen, zum Beispiel wenn sich dieses Organ entzündet, kann es zum Darmverschluss oder sogar zum Kreislauf- und Nierenversagen kommen. Die Entzündung und die damit verbundenen Komplikationen sind häufig tödlich. Auch kann starker Alkoholkonsum zu Herzmuskelentzündungen und Herzrhythmusstörungen führen. Das Gesundheitsportal NetDoktor.de notiert dazu: „Bei Herzrhythmusstörungen gerät das Herz durch verschiedene Ursachen aus dem Takt. Es schlägt dann entweder zu langsam (Bradykardie), zu schnell (Tachykardie) oder unregelmäßig (Arrhythmie). Es gibt Störungen in der Bildung von elektrischen Impulsen, die einen Herzschlag auslösen, und Störungen der Weiterleitung dieser Impulse. Lesen Sie, wie sich die Herzrhythmusstörungen unterscheiden und wie sie sich bemerkbar machen.“

Der Bierbauch-Effekt:
Wo das Fett im Körper gespeichert wird, hängt auch vom Geschlecht ab. Männer setzen meistens um den Bauch herum an (Bierbauch) und Frauen vorwiegend um die Hüften (Hüftgold) und an den Oberschenkeln.

Pexels von Nadin Sh

Viel saufen macht nicht nur Spaß

Im schlimmsten Falle ist das jahrelange und regelmäßige Trinken hoher Mengen von Alkohol für böse Krebserkrankungen, wie zum Beispiel Speiseröhren-, Kehlkopf- und Magenkrebs verantwortlich. Ist das Objekt der Begierde mal im Körper, kann es im Gehirn zu Störungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit, der Konzentrationsfähigkeit und der Koordination kommen. Die Folgen sind oftmals Depressionen, Vergesslichkeit, gestörte Realitätswahrnehmung und Psychosen. Wer dem Genuss übertreibt, erleidet zwangsläufig eine Alkoholvergiftung. Dabei ist das erste typische Symptom das Erbrechen. Die Steigerung sind Atemhemmung bis zu Lähmung mit Nebenwirkungen wie dem Abfall der Körpertemperatur bis zur Erfrierung. Kurzum: Je mehr und je regelmäßiger der Genussmensch trinkt, desto größer ist die Gefahr, ein Problem zu bekommen. Wer viel Alkohol trinken kann, ohne sich betrunken zu fühlen, hat sich bereits an größere Mengen gewöhnt. Das heißt aber nicht, dass der Alkohol weniger schadet. Liegt der Alkoholverbrauch in Deutschland noch über dem europäischen Durchschnitt, so gibt es doch einen Abwärtstrend in Europa. Insofern ist Alkohol mittlerweile bei vielen Jugendlichen out. Pro Kopf Konsum/Bundesbürger*in ab 15 Jahre im Jahr 2019 sind 10,2 Liter reiner Alkohol. Weitere Informationen zu Alkoholstatistiken finden Sie hier.

Apropps Sucht: Trinken Sie gelegentlich, manchmal zu viel oder regelmäßig und häufig zu viel Alkohol? Oder liegt Ihr Alkoholkonsum noch im grünen Bereich? Zehn einfache Testfragen der Barmer-Krankenkasse helfen Ihnen dabei, Ihre Trinkgewohnheiten zu beurteilen und Ihr persönliches Risiko einzuschätzen.

txt. Skh


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