Heilquelle Natur – wo die Seele aufblüht

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Sanftes Vogelgezwitscher, leuchtend bunte Blumen, berauschende Düfte – mit allen Sinnen nehmen wir die Natur wahr. Der Aufenthalt im Grünen lässt uns Kraft schöpfen und zur Ruhe kommen. Bereits ein kleiner Ausflug an der frischen Luft, ein Spaziergang durch den Wald oder das Arbeiten im Garten können eine entspannende und beruhigende Wirkung haben. Die Bewegung im Freien wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus, und sie kann sogar heilsam sein bei Krankheiten wie Demenz oder Depression.

Der Frühling ist da und die Tage werden wärmer. Jung und Alt zieht es nun hinaus ins Grüne. Farben und Düfte strömen auf uns ein und stimmen uns fröhlich. Ganz besonders in Verbindung mit einer erfüllenden Freizeitbeschäftigung kann der Aufenthalt in der Natur sogar echte Glücksmomente schaffen. Bewegung und Aktivität im Freien wirken stimmungsaufhellend auf das menschliche Gemüt. In der Natur finden die meisten Menschen Trost und Kraft. Farben und Düfte sprechen direkt unsere Sinne an und wirken sich auf die Stimmungslage aus. Auch bei der Behandlung von Krankheiten gibt es inzwischen diverse Konzepte, die sich die heilende Kraft der Natur zunutze machen. Die Ideen reichen vom „Waldbaden“ über Therapiegärten bis hin zur sogenannten „Naturpille“.


Der Arzt behandelt, die Natur heilt.

(Hippokrates)

Therapiegärten als Ort der Heilung und Genesung

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Ein Garten bietet vielfältige Möglichkeiten, die therapeutisch genutzt werden können. Die positive Wirkung, die Gärten und die Natur auf Menschen haben, wird in einem Therapiegarten für die Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Das Erleben der Natur wird in die Therapie miteinbezogen. Als ergänzende Maßnahme kann diese Form der Therapie im Gesundheitswesen zum Einsatz kommen. Nicht nur bei psychischen Erkrankungen kann ein Therapiegarten gesundheitsfördernd und heilsam sein, auch physische Beschwerden können gelindert werden. Sogar bei Querschnittlähmung kann die Therapie im Garten wertvolle Dienste leisten, um den Betroffenen zu helfen sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen.

Anwendung von Therapiegärten in verschiedenen gesundheitlichen Bereichen:

  • Physiotherapie (bei körperlichen Einschränkungen: zur Förderung von Motorik, Muskelkraft, Ausdauer, Beweglichkeit, für Gelenke und Knochen)
  • Psychotherapie (bei psychischen Erkrankungen, z.B. Depressionen, Angststörungen oder Burnout: zum Stressabbau, zur Entspannung, um zur Ruhe zu kommen)
  • Kognitiver Bereich (bei Demenz: als Gedächtnistraining, zur Förderung von Wahrnehmung, Konzentration und Kreativität)
  • Sozialer Bereich (zur Förderung von sozialen Kontakten, Kommunikation und Begegnung)
  • Ergotherapie (zum Training von Alltagsfertigkeiten, Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen)
  • Prophylaxe (Gesundheitsmanagement und Burnout-Prävention in Firmen)
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Die Anwendung von Therapiegärten kann in verschiedenen Institutionen erfolgen. So kann diese Form der Heilbehandlung beispielsweise in Rehakliniken, Seniorenheimen, Behinderteneinrichtungen oder Schulen zum Einsatz kommen.

Ein Therapiegarten bietet Raum für Aktivitäten mit Pflanzen, aber auch Therapieformen ohne direkten Bezug zu Pflanzen sind möglich. Der Garten kann sowohl der Ruhe als auch der Begegnung oder der Aktivität dienen. Während bei physischen Problemen Bewegung und Betätigung im Grünen im Vordergrund stehen, kann es bei psychischen Erkrankungen zusätzlich auch um die Sinneswahrnehmungen gehen, die sich in der Natur ergeben. In speziellen Gartentherapien werden kranke oder behinderte Menschen von Fachleuten gärtnerisch und therapeutisch begleitet.

Abhängig vom therapeutischen Ziel können Gartenbereiche unterschiedlich gestaltet sein: Erholungs- und Arbeitsbereiche, Rückzugsmöglichkeiten oder Bereiche für Mobilitätstraining sind möglich. Als Ausstattung ermöglichen Hochbeete erleichterte Bewegungsabläufe bei Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Auch Bewegungsbereiche oder Obstbeete für Kinder sind eine schöne Idee. Als ergänzende Reha-Maßnahme in der Ergo- und Physiotherapie kann ein Garten Raum für Geschicklichkeits- und Gleichgewichtsübungen bieten. Ob Yoga und Entspannungskurse im Grünen oder Gartenarbeit als sanfte, aber effektive Form der körperlichen Aktivität – die Möglichkeiten sind zahlreich.

Auch die Pflanzenauswahl kann auf die therapeutische Nutzung abgestimmt werden. Beispielsweise können Duftpflanzen bei psychischen Krankheiten oder bei Demenz zur Anregung von Sinneswahrnehmungen beitragen.

Links zum Thema:
gruenreich.de/2015/07/14/was-ist-therapiegarten/
iggt.eu/de/konzept.html (Internationale Gesellschaft GartenTherapie e.V.)
iggt.eu/files/download/Definition_Methoden_Gartentherapie_IGGT.pdf (PDF 515 KB)
ergotherapie-logopaedie-wj.de/de/wissenswertes/behandlungsformen/Therapiegarten/

Garten der Erinnerung – Leben mit Demenz

Jemand, der mit Demenz lebt, nimmt die Welt anders wahr. Zeitsprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit tragen zu einer immer stärkeren Beeinträchtigung im Alltag bei, der sowohl Beteiligte als auch Angehörige oftmals hilflos und ohnmächtig gegenüberstehen.

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Eines von vielen Konzepten im Umgang mit Demenz ist ein sogenannter „Sinnesgarten“. Sinneswahrnehmungen sind für demenzkranke Menschen besonders wichtig. Sie geben Orientierung und helfen, sich in der Umgebung zurechtzufinden. Die Anregung der Sinne – Sehen, Tasten, Riechen, Hören und Fühlen – kann helfen, den Geist zu stimulieren und Erinnerungen an die Vergangenheit wecken – denn Gefühle, Gedanken und Erinnerungen sind oftmals an bestimmte Düfte geknüpft.

Ein Garten ist der ideale Ort, um seine Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen. Der Aufenthalt in der Natur, der Umgang mit Pflanzen, der Kontakt zur Erde, aber auch Farben und Gerüche und das Wechselspiel der Jahreszeiten regen die Sinne verstärkt an.

Der Garten kann Rückzugsort sein, an dem sich die Betroffenen einfach nur zurückziehen und mit allen Sinnen die Umgebung wahrnehmen. Gerade wenn die Demenz bereits fortgeschritten ist, bleibt den Menschen oft nur noch diese Möglichkeit, um Eindrücke zu sammeln und sich ihrer Umwelt bewusst zu werden. Zudem kann der Garten ein Ort der Begegnung sein und dem sozialen Kontakt dienen.

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Personen mit Demenz, deren Gesundheitszustand es zulässt und die noch körperlich fit sind, können einfache gärtnerische Tätigkeiten wie pflanzen, gießen und Unkraut jäten übernehmen. Das Gärtnern bietet eine optimale Gelegenheit, sich einfach auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Koordination und Motorik werden gefördert und nicht zuletzt erzeugt die aktive Beschäftigung in der Natur ein Gefühl von Freude und Zufriedenheit.

Links zum Thema:
qwiek.eu/de/aktuell/wie-hilft-der-sinnesgarten-menschen-mit-demenz
aussenwelten.ch/2015/04/im-garten-der-erinnerung/
einfachgesund.com/gaertnern-hilft-gegen-demenz/

Wo die Seele aufblüht – Gartenarbeit gegen Depressionen

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Der Garten als Rückzugsstätte mit heilender Wirkung kann auch Menschen mit Depressionen helfen. Das Arbeiten mit Pflanzen kann eine beruhigende Wirkung haben. Stress wird reduziert, Stimmung und Wohlbefinden werden gesteigert. Schlaflosigkeit und Ängste, die oft mit psychischen Krankheiten einhergehen, können gemildert werden. In der Gartentherapie wird sich die positive Wirkung von Pflanzen in Verbindung mit Gartenarbeit zunutze gemacht. Gärtnerische Tätigkeiten sollen Betroffenen helfen, mit sich selbst und mit der Umwelt in Kontakt zu treten.

Zunächst kann die Arbeit im Garten den leidgeplagten Menschen helfen, aus ihrer inneren Starre zu erwachen und in Aktivität zu kommen. Die Fürsorge und Pflege von Pflanzen kann das Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden und Erfolgserlebnisse schaffen. Der enge Kontakt mit der Natur, in der Erde graben und beobachten, wie die eigene Saat aufgeht, erzeugt bei den meisten Menschen ein Gefühl von Zufriedenheit und Sinnhaftigkeit.

Abschalten, zur Ruhe kommen, Kraft schöpfen – man muss nicht zwangsläufig im Garten arbeiten, um die heilende Wirkung der Natur zu spüren. Auch die Sinneswahrnehmungen, die ein Aufenthalt im Grünen mit sich bringt, können sich positiv auf das seelische Befinden auswirken. Farben, Düfte, blühende Pflanzen, der Blick auf sattes Grün sorgen für Glücksmomente und für ein Gefühl von Lebendigkeit.

Foto: Pexels/Nikolett Emmert

Gartenarbeit kann auch zum Erleben von sogenannten Flow-Momenten führen. „Flow“ lässt sich mit einem Zustand des vollkommenen Aufgehens in einer Tätigkeit beschreiben. Nur der Moment zählt, und die erfüllende Beschäftigung lässt den gestressten Menschen alles um sich herum vergessen. Patienten können neue Kraft schöpfen und Schatten auf der Seele verschwinden.


Wo Blumen blühen, lächelt die Welt!

Ralph Waldo Emerson (amerikanischer Dichter und Philosoph)

Links zum Thema:
gruenreich.de/was-ist-gartentherapie/
heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/gartenarbeit-hilft-gegen-stress-aengste-und-depressionen-20220710562607/
gartengnom.net/erde-macht-gluecklich-und-gesund/

Natur als Medizin gegen Stress – Waldbaden und „Naturpille“

Übermäßiger und andauernder Stress kann diverse Krankheiten fördern. So werden beispielsweise viele Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit chronischem Stress in Verbindung gebracht. Abschalten, zur Ruhe kommen und neue Energie tanken ist in diesem Fall die beste Medizin. Laut einer Studie der US-amerikanischen Universität Michigan kann die sogenannte „Naturpille“ Abhilfe schaffen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine herkömmliche Tablette zum einnehmen, sondern um eine Maßnahme, die den regelmäßigen Kontakt mit der Natur nahelegt. Die Empfehlung lautet: Schon 20 Minuten Aufenthalt im Grünen sollen ausreichen, um einen positiven Effekt auf die Gesundheit zu erzielen.

Die entspannende und beruhigende Wirkung von Naturerlebnissen soll sowohl bei körperlichen Beschwerden als auch bei psychischen Belastungen wie Schlafstörungen, Depressionen und Burnout helfen. Beispielsweise lässt sich bei einem Gang durch den Park oder einem Spaziergang durch den Wald neue Kraft tanken.

Waldbaden – mehr als nur ein Trend

Stadtwald Frankfurt, Foto: Karola Neder

Beim sogenannten „Waldbaden“ geht es um das intensive Wahrnehmen und Genießen des Waldes. Das bewußte Erleben der Natur, die frische Luft, Naturgeräusche, Vogelgezwitscher, das Rascheln der Blätter und der Blick in grüne Baumkronen lässt uns durchatmen und entspannen. Bei einem Waldspaziergang werden Blutdruck und Herzfrequenz gesenkt, Stresshormone im Blut werden vermindert. Zahlreiche Studien belegen den positiven Effekt des Waldbadens auf die Gesundheit. Ein Aufenthalt im Wald soll das Immunsystem stärken und sich positiv auf die Psyche auswirken. In Japan ist „Waldmedizin“ sogar Teil der staatlichen Gesundheitsversorgung und wissenschaftlich anerkannt.


Im Wald spazieren gehen und der Stille lauschen, ist ein Kurzurlaub für die Seele!

(Sprichwort)

Ein möglicher Grund für die heilsame Kraft des Waldes sollen sogenannte Terpene sein. Bei einem Spaziergang durch den Wald nehmen wir diese ätherischen Duftstoffe auf. Grundsätzlich sind Terpene Botenstoffe der Bäume und dienen den Pflanzen als Schutz vor Fressfeinden oder als Lockmittel für bestäubende Insekten, können – vielen Studien zufolge – aber auch das menschliche Immunsystem stärken. Die Duftstoffe führen demnach zu einem Anstieg der körpereigenen Killerzellen, die verantwortlich sind für die Abwehr von Krankheitserregern.

Links zum Thema „Naturpille“:
hausarzt.digital/medizin/forschung/schon-20-minuten-im-gruenen-senken-das-stresslevel-47728.html
tk.de/techniker/magazin/life-balance/themenspecials-life-balance/raus-aus-der-stressfalle-ab-nach-draussen/natuerlich-stressfrei-2096668?tkcm=ab
forschung-und-wissen.de/nachrichten/medizin/20-minuten-in-der-natur-reduzieren-das-stresslevel-13372826

Links zum Thema „Waldbaden“:
tk.de/techniker/magazin/lifestyle/wald-gut-fuer-gesundheit-2067166
ndr.de/ratgeber/gesundheit/Waldbaden-Wie-Baeume-uns-gesund-machen,waldbaden116.html
ndr.de/ratgeber/gesundheit/Wissenswertes-rund-um-die-Heilkraft-des-Waldes,wald806.html
geo.de/natur/oekologie/21200-rtkl-heilsame-duftstoffe-wie-baeume-unser-immunsystem-staerken

Der Garten als Quelle der Kraft

Ein Garten als Wohlfühloase und Rückzugsort ist etwas, wovon viele Menschen träumen. Doch es muss nicht unbedingt die eigene Parzelle sein, um sich gärtnerisch zu betätigen. Das Gärtnern kann schon auf kleinstem Raum stattfinden. Gelegenheiten gibt es viele – ob heimischer Balkon, die Fensterbank oder das Mitwirken an einem Gemeinschaftsgarten. Inzwischen gibt es in den meisten Städten zahlreiche „Urban Gardening Projekte“, an denen sich jeder beteiligen kann.

Gärtnern bedeutet Bewegung und Entspannung im Freien. Sowohl das Wahrnehmen der Natur, als auch die Aktivität an der frischen Luft, das „Buddeln“ in der Erde, die Beschäftigung mit Pflanzen und bunten Blumen bereitet vielen Menschen Freude und Erfüllung. Ob der Garten als Blumen- und Ziergarten genutzt wird oder dem Obst- und Gemüseanbau dient, ist jedem selbst überlassen. Unabhängig von der individuellen Gestaltung eines Gartens vereint alle Hobbygärtner die Freude an der Natur und zu sehen, wie alles wächst und gedeiht.

Foto: Pixabay/pasja1000

Gerade auch für ältere Menschen bietet die Arbeit im Garten eine schöne Gelegenheit, körperlich aktiv zu bleiben. Gartenarbeit fördert die Fitness und wirkt sich positiv auf die allgemeine Gesundheit aus. Herz, Kreislauf und Ausdauer werden dabei auf sanfte Weise gestärkt, Ausgeglichenheit und Wohlbefinden werden gefördert.

Je nach gesundheitlicher Verfassung sollte dabei auf ein altersgerechtes Gärtnern geachtet werden, welches Gelenke und Rücken schont. Es gibt für Senior*innen diverse Tricks und Hilfsmittel, sich die anfallenden Arbeiten zu erleichtern – beispielsweise Hochbeete, auf denen sich relativ bequem und rückenschonend Pflanzarbeiten verrichten lassen; anstelle von schweren Gießkannen kann die Bewässerung mittels Sprinklersystemen erfolgen und generell sollte die Pflege von Pflanzen und Beeten mit möglichst wenig Aufwand zu bewerkstelligen sein. Alternativ besteht auch die Möglichkeit sich einfach zurückzulehnen und die Aussicht auf die herrliche Pflanzen- und Blumenpracht zu genießen – denn auch das schenkt Energie und Freude…


Willst du ein Leben lang glücklich sein, schaffe dir einen Garten an.

(Sprichwort)

Links zum Thema:
malteser.de/dabei/aktivitaet-teilhabe/gaertnern-fuer-seniorinnen-und-senioren.html
aktive-rentner.de/gartenarbeit-erleichtern-tipps-hilfsmittel.html
fitbook.de/mind-body/gartenarbeit-gesund
medizinpopulaer.at/2011/leben-arbeiten/gesund-durch-gartenarbeit/
tk.de/techniker/magazin/lifestyle/urban-gardening/gaertnern-gesund-gluecklich-2023754
geo.de/natur/warum-das-gaertnern-gesund-ist-und-gluecklich-macht-31968392.html
happiness.com/magazin/gesundheit/vorteile-des-g%C3%A4rtnerns-mentale-gesundheit/

Text: Karola Neder
Mai 2023

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