Klangvolle Gesundheit: Wie Musik das Immunsystem stärkt

Klangvolle Gesundheit: Wie Musik das Immunsystem stärkt

 

„Musik kann uns aus der Depression herausholen oder uns zu Tränen rühren – sie ist ein Heilmittel, ein Elixier, Orangensaft für die Ohren…“(Oliver Sacks, Autor und Professor der Neurologie)

 

Liebe Leser*innen,

Musik begleitet uns unser ganzes Leben. Sie weckt Erinnerungen, schafft Gemeinschaft und gibt uns Kraft in schwierigen Zeiten. Doch Musik kann noch viel mehr. Wissenschaftliche Studien, wie zum Beispiel des britischen Neurologen Oliver Sacks zeigen, dass Musik bei Demenz erkrankten Personen  nicht nur die Stimmung hebt, sondern auch das Immunsystem positiv beeinflussen kann. Ob beim Hören einer vertrauten Melodie, beim Singen in der Gruppe oder durch das bewusste Eintauchen in entspannende Klänge: Musik hat die Fähigkeit, unsere körperliche Gesundheit zu stärken und Stress abzubauen. In diesem Beitrag entdecken wir, wie Musik auf unser Immunsystem wirkt und welche Rolle die Musiktherapie dabei spielt, insbesondere für ältere Menschen.

Hintergrundbild: Kapa65 / Pixabay

1. Die heilende Kraft der Musik – Erste Erkenntnisse

1.Die heilende Kraft der Musik – Erste Erkenntnisse

Die Vorstellung, dass Musik heilende Wirkungen auf den Körper haben kann, ist keineswegs neu. Bereits in der Antike war die heilende Kraft der Musik bekannt: Philosoph*innen wie Pythagoras und Platon sahen in Musik eine wichtige Quelle des inneren Gleichgewichts und der Harmonie, die Körper und Geist miteinander in Einklang bringt. Musik galt als ein Mittel, das Emotionen reguliert und den Geist beruhigt. Dies war ein Gedanke, der sich über Jahrhunderte hinweg durch verschiedene Kulturen zog.

Die ersten wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass Musik tatsächlich messbare gesundheitliche Effekte haben kann, tauchten jedoch erst im 20. Jahrhundert auf. In den 1940er Jahren begann die Musikwissenschaftlerin und Psychologin Helene Deutsch zusammen mit Ärzt*innen, die Wirkung von Musik auf das Nervensystem zu erforschen. Sie stellte fest, dass Patient*innen, die während medizinischer Behandlungen Musik hörten, weniger Angst empfanden und sich schneller erholten.

Auch der französische Neurologe Alfred Tomatis entwickelte in den 1950er Jahren eine Methode, die als „Tomatis-Therapie“ bekannt wurde. Diese Therapie zielte darauf ab, durch bestimmte musikalische Frequenzen, insbesondere von Mozart, das Hörvermögen und die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Tomatis war einer der Ersten, der die Verbindung zwischen Musik, dem Gehirn und der körperlichen Gesundheit erkannte.

Ab den 1970er Jahren intensivierte sich die Forschung, als Wissenschaftler*innen (Prof. Dr. med. Hans Joachim Trappe)begannen, die direkte Wirkung von Musik auf den Herzschlag, den Blutdruck und das Nervensystem zu untersuchen. Diese Studien zeigten, dass beruhigende Musik den Puls verlangsamen und den Blutdruck senken kann, was auf eine direkte Entspannungswirkung hindeutet. Die Forschung wies überdies darauf hin, dass Musik eine Stressreduktion bewirken kann, was wiederum positiv auf das Immunsystem wirkt.

Diese frühen Erkenntnisse legten den Grundstein für die moderne Forschung über die positiven Auswirkungen der Musik auf unsere Gesundheit und leiteten eine neue Ära der Musikwissenschaft und -therapie ein.

2. Musik und das Immunsystem – Wissenschaftliche Belege

In den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche Studien belegt, dass Musik das Immunsystem positiv beeinflussen kann. Forscher wie Dr. Barry Bittman, ein amerikanischer Neurologe, fanden heraus, dass das Hören und Spielen von Musik die Immunabwehr stärkt. Bittman zeigte, dass Trommeln die Anzahl der natürlichen Killerzellen erhöht, die eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Viren und Tumorzellen spielen. Zusätzlich fördert Musizieren die Produktion von Interleukin-1, einem Immunmarker, der für die Abwehr von Infektionen entscheidend ist.

Prof. Daniel J. Levitin von der McGill University führte eine umfassende Analyse von über 400 wissenschaftlichen Arbeiten durch. Er fand heraus, dass das Hören von Musik nicht nur den Cortisolspiegel – ein Stresshormon, das das Immunsystem schwächen kann – senkt, sondern auch die Anzahl von Immunoglobulin A (IgA), einem wichtigen Antikörper, steigert, der Infektionen an Schleimhäuten abwehrt. Diese Erkenntnisse zeigen, dass Musik nicht nur das emotionale Wohlbefinden stärkt, sondern auch das Immunsystem messbar unterstützt.

3. Wie wirkt Musik konkret auf das Immunsystem?

Musik hat eine direkte und nachweisbare Wirkung auf das Immunsystem und unterstützt den Körper auf verschiedene Weise, insbesondere durch Stressreduktion, Endorphinausschüttung und die Aktivierung des Parasympathikus. Wie die in den vorigen Abschnitten aufgeführten Studien zeigten, wirkt sich Musik im Folgenden auf verschiedene Bereiche aus.

Stressreduktion durch Musik

Wenn wir gestresst sind, produziert unser Körper das Hormon Cortisol, das das Immunsystem schwächen kann. Studien haben gezeigt, dass das Hören von entspannender Musik den Cortisolspiegel senken kann, was die körpereigene Abwehr stärkt. Besonders effektiv sind dabei beruhigende Musikrichtungen wie klassische Musik, Naturgeräusche und meditative Klänge, die den Stresspegel senken und den Körper in einen entspannten Zustand versetzen.

Endorphinausschüttung

Musik kann auch die Produktion von Endorphinen, den sogenannten „Glückshormonen“, anregen. Diese Hormone wirken schmerzlindernd, stimmungsaufhellend und fördern insgesamt das Wohlbefinden. Indem sie das emotionale Gleichgewicht verbessern, tragen Endorphine dazu bei, das Immunsystem zu stärken und den Körper widerstandsfähiger gegen Krankheiten zu machen.

Die Rolle des Parasympathikus

Eine wichtige Funktion von entspannender Musik besteht darin, den Parasympathikus zu aktivieren, der für Ruhe und Regeneration im Körper zuständig ist. Wenn dieser Teil des Nervensystems aktiviert wird, verlangsamen sich die Herzfrequenz und die Atmung, der Blutdruck sinkt, und der Körper begibt sich in einen Heilungsmodus. Diese physiologischen Veränderungen unterstützen die Immunfunktion, indem sie den Körper in einen Zustand versetzen, der der Regeneration und Heilung förderlich ist.

4. Musiktherapie – Gezielt das Immunsystem stärken

Musiktherapie in der Praxis

Musiktherapie nutzt die Kraft der Musik gezielt, um nicht nur das emotionale Wohlbefinden zu verbessern, sondern auch das Immunsystem zu stärken. In der Praxis wird Musiktherapie individuell auf die Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt. Bei chronischen Erkrankungen, wie etwa Krebs oder Autoimmunerkrankungen, hilft Musik dabei, die Stresshormone zu senken, Schmerzen zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Studien haben gezeigt, dass Musiktherapie die Regeneration fördern kann, indem sie den Körper in einen Zustand der Entspannung versetzt, was wiederum das Immunsystem unterstützt.

Gerade in der Altenpflege spielt Musiktherapie eine zentrale Rolle. Ältere Menschen, die mit Erkrankungen wie Demenz oder chronischen Schmerzen zu kämpfen haben, profitieren von der gezielten Einbindung von Musik in ihren Alltag. Musik hilft dabei, Erinnerungen zu wecken, das Gedächtnis zu trainieren und emotionale Stabilität zu schaffen, was sich positiv auf die Gesundheit und das Immunsystem auswirken kann.

Positive Effekte auf Senior*innen

Musiktherapie kann die körperliche und geistige Gesundheit von Senior*innen nachhaltig fördern. Musik wirkt aktivierend und beruhigend zugleich, was besonders für ältere Menschen von Vorteil ist. Sie stärkt nicht nur die Immunabwehr, sondern kann auch die Mobilität fördern, die Atmung regulieren und die motorischen Fähigkeiten verbessern.

Ein bekanntes Praxisbeispiel ist der Einsatz von Musiktherapie bei Demenzpatient*innen. Diese Therapieform hilft dabei, die Angst der Betroffenen zu mindern und schafft eine Verbindung zu längst vergessenen Erinnerungen. Studien belegen, dass regelmäßige Musiktherapie die kognitiven Funktionen älterer Menschen unterstützen und zu einer erhöhten Lebensqualität beitragen kann. Besonders das gemeinsame Musizieren in Gruppen schafft soziale Bindungen und fördert das Wohlgefühl.

5. Tipps für den Alltag – Mit Musik das Immunsystem stärken

Musik in den Alltag integrieren

Musik lässt sich auf vielfältige Weise in den Alltag integrieren, um das Immunsystem zu stärken und das Wohlbefinden zu fördern. Besonders für Senior*innen gibt es einige einfache Möglichkeiten, wie sie Musik nutzen können:

  • Entspannende Playlists erstellen: Sanfte Musik wie klassische Stücke, Naturgeräusche oder meditative Klänge können helfen, den Geist zu beruhigen und den Körper in einen entspannten Zustand zu versetzen. Dies kann Stress reduzieren und die körpereigene Abwehr stärken. Eine Playlist für den Morgen, die für einen sanften Start in den Tag sorgt, oder eine Playlist für den Abend zur Entspannung kann den Alltag auf angenehme Weise bereichern.

  • Gemeinsames Musizieren: Das Spielen eines Instruments, selbst einfache Perkussionsinstrumente, oder das gemeinsame Singen in einer Gruppe stärkt nicht nur das soziale Miteinander, sondern auch das Immunsystem. Studien haben gezeigt, dass gemeinsames Musizieren Endorphine freisetzt und das Wohlbefinden fördert. Seniorenchorgruppen oder Musikgruppen sind eine wunderbare Möglichkeit, aktiv zu bleiben und gleichzeitig die Gesundheit zu unterstützen.

  • Singen in einem Chor: Regelmäßiges Singen, insbesondere in einem Chor, fördert das emotionale und körperliche Wohlbefinden. Es stärkt die Lungenkapazität, fördert die Atmung und hilft, den Stresspegel zu senken. Außerdem sorgt der soziale Aspekt des Chorsingens für ein Gefühl der Gemeinschaft, was sich positiv auf die seelische Gesundheit auswirkt.

Empfohlene Musikrichtungen

Nicht jede Musik wirkt auf jeden Menschen gleich – denn Musik ist so individuell wie wir selbst. Die folgenden Beispiele beruhen auf meinen persönlichen Erfahrungen und zeigen, welche Musikrichtungen mich beim Entspannen oder Aktivieren unterstützen. Vielleicht finden auch Sie sich in der einen oder anderen Wirkung wieder – oder entdecken Ihre ganz eigenen Klangquellen für neue Energie oder innere Ruhe.

  • Für Entspannung: Klassische Musik (z.B. von Mozart oder Debussy), meditative Klänge und Naturgeräusche helfen mir, zur Ruhe zu kommen, Stress abzubauen und neue Kraft zu schöpfen.

  • Für Aktivierung: Rhythmischer Pop, fröhlicher Swing, lateinamerikanische Rhythmen oder flotte Oldies bringen mich in Schwung, heben die Stimmung und schenken mir neue Energie für den Tag.

  • Für Regeneration: In Zeiten der Erholung – sei es nach körperlicher Anstrengung oder während einer Krankheitsphase – kann Musik mit langsamen, gleichmäßigen Rhythmen besonders wohltuend sein. Für mich eignen sich in solchen Momenten ruhige Instrumentalstücke, sanfter Jazz oder sphärische Ambient-Klänge. 

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ – Friedrich Nietzsche

Fazit: Musik als Medizin

Liebe Leser*innen,

Musik ist weit mehr als ein angenehmer Zeitvertreib. Sie ist eine natürliche und kraftvolle Methode, um das Immunsystem zu stärken. Die wissenschaftlichen Belege zeigen, dass Musik sowohl auf körperlicher als auch auf emotionaler Ebene tiefgreifende Auswirkungen haben kann. Sie reduziert Stress, fördert die Ausschüttung von Glückshormonen und aktiviert heilende Prozesse im Körper.

Besonders im Alter, wenn körperliche und geistige Gesundheit zunehmend in den Fokus rücken, kann Musik zu einem wertvollen Begleiter werden. Sie unterstützt nicht nur die Immunabwehr, sondern schenkt Lebensfreude und Gemeinschaftsgefühl. Ob durch gezielte Musiktherapie oder einfach als Teil des Alltags integriert, die Musik wirkt auf vielen Ebenen und bringt Harmonie in Körper und Geist.

Bis dahin wünsche ich Ihnen eine gesegnete Zeit.

Wolfgang Amadeus Mozart

  • Klaviersonate K.332, 2. Satz „Adagio“
  • Fantasie in d-Moll K.397
  • Klaviersonate K.530, 2. Satz „Andante“
  • Konzert für Flöte und Harfe in C-Dur K.299, 2. Satz „Andantino“
  • Streichquartett N.15 d-Moll KV 421, 2. Satz „Andante“
  • Klavierkonzert K.467, 2. Satz „Andante“

Claude Debussy

  • Suite bergamasque, 3. Satz Claire de lune
  • Rêverie
  • Bruyères
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Kaori Kobayashi

  • Sunset Ocean
  • Solar
  • One

 

 

Jazz & Swing

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Smooth Jazz Lounge (Genres)

  • Sweetness
  • Summer Dream
  • Just my Imagination
  • The Frequency of Knowing

Ambient Musik (Genres)

  • Beautiful relaxing music
  • Healing Forest Ambience

Beitrag: JTN

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