„Ei Gude wie?“ Hessische Mundart für die Seele

„Ei Gude wie?“ Hessische Mundart für die Seele

„Babbel net, mach!“
(Das bedeutet so viel wie „Red‘ nicht, mach einfach!“)

Liebe Leser*innen,

Ei Gude wie? So oder so ähnlich klingt es, wenn man in Hessen freundlich begrüßt wird. Aber was genau steckt hinter diesem „Gude“? Und warum macht es gleich so warm ums Herz? Die hessische Mundart ist mehr als nur ein Dialekt. Sie ist ein Stück Heimat, ein bisschen Nostalgie und vor allem: jede Menge Lebensfreude!

In meinem heutigen Beitrag möchte ich Sie auf eine Reise durch die hessische Sprachlandschaft mitnehmen. Von „Babblern“ und „Dösköppe“ bis hin zu „Handkäs’ mit Musik“. Hier dreht sich alles um die feinen (und manchmal ziemlich derben) Nuancen der hessischen Mundart. Und wer weiß, vielleicht entdecken Sie dabei sogar Ihr neues Lieblingswort –  oder es erinnert Sie an ein paar längst vergessene, die Sie zum Schmunzeln bringen.

Also, schnappen Sie sich eine Tasse Kaffee (oder ein „Stöffche“, wenn’s mal was Stärkeres sein darf) und machen Sie es sich gemütlich. Wir tauchen ein in die Welt des hessischen Platt – babbelt mit uns mit!

Was ist die hessische Mundart?

Kurzer Überblick

Die hessische Mundart ist weit mehr als nur ein regionaler Dialekt. Sie ist ein lebendiges Stück Kultur und Identität für viele Menschen in Hessen. „Hessisch babbeln“ bedeutet, die Sprache zu sprechen, wie sie in den verschiedenen Regionen Hessens von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Die hessische Mundart zeichnet sich durch ihre eigene Aussprache, besonderen Wortschatz und typische Redewendungen aus, die sie deutlich vom Hochdeutschen abheben.

Was in Hessen als „hessische Mundart“ bezeichnet wird, ist allerdings kein einheitlicher Dialekt. Vielmehr gibt es verschiedene Varianten, die von Region zu Region unterschiedlich klingen. So spricht man in Frankfurt anders als in Kassel oder im Odenwald. Diese regionalen Unterschiede machen die Mundart so vielfältig und spannend – und sie sorgen manchmal auch für humorvolle Missverständnisse.

Ein typisches Merkmal des Hessischen ist die oft weiche, fast „schlurfende“ Aussprache, bei der die Endungen von Wörtern gern verschluckt oder abgewandelt werden. Ein „Guten Tag“ wird dann schnell zu einem freundlichen „Gude!“ und ein einfaches „Ja“ klingt wie ein gemütliches „Jo“.

Historischer Kontext

Die hessische Mundart hat ihre Wurzeln in den germanischen Dialekten, die in der Region Hessen schon seit Jahrhunderten gesprochen werden. Im Mittelalter entwickelten sich daraus verschiedene regionale Varianten des Hessischen, die durch geografische und politische Gegebenheiten geprägt wurden. So beeinflussten Handelswege, politische Grenzen und die Zugehörigkeit zu verschiedenen Herrschaftsgebieten die Sprachentwicklung in den einzelnen Regionen.

Während die Mundart im Alltag über viele Jahrhunderte hinweg die vorherrschende Sprache war, begann sie im 19. und 20. Jahrhundert allmählich an Bedeutung zu verlieren. Dies lag vor allem an der zunehmenden Verbreitung des Hochdeutschen, das durch Schule, Kirche und Verwaltung gefördert wurde. Trotzdem blieb die hessische Mundart in vielen ländlichen Gebieten lebendig und wurde vor allem in familiären und sozialen Kontexten weiter gepflegt.

Heute erleben viele Dialekte, darunter auch das Hessische, eine kleine Renaissance. In einer Zeit, in der Globalisierung und Mobilität das Leben stark beeinflussen, sehnen sich viele Menschen nach einem Stück Heimat und Identität. Die hessische Mundart ist daher nicht nur ein Relikt der Vergangenheit, sondern auch ein lebendiger Teil der Gegenwart. Sie wird in Musik, Literatur und sogar in sozialen Medien gefeiert und weitergegeben.

Typische hessische Ausdrücke und Redewendungen

Die hessische Mundart ist reich an Ausdrücken, die nicht nur besonders klingen, sondern auch einen humorvollen Blick auf den Alltag und die Mentalität der Menschen in Hessen bieten. Hier sind einige der typischsten und lustigsten Sprüche, die man im hessischen Sprachgebrauch finden kann:

Humorvolle Beispiele

  • „Ei verbibbsch!“
    Wenn ein Hesse überrascht ist – sei es positiv oder negativ –, kommt oft ein herzhaftes „Ei verbibbsch!“ über die Lippen. Übersetzt heißt das so viel wie „Das gibt’s doch nicht!“ oder „Das ist ja unglaublich!“ Es ist der perfekte Ausdruck für Situationen, in denen etwas Unerwartetes passiert, sei es, dass der Nachbar plötzlich ein neues Auto vor der Tür stehen hat oder der Lieblingsverein in letzter Sekunde den Ausgleich schießt.

  • „Döskopp „
    Ein „Döskopp“ ist jemand, der vielleicht nicht unbedingt mit übermäßigem Verstand gesegnet ist. Dieses Schimpfwort wird gerne in liebevoll-genervtem Tonfall verwendet, wenn jemand etwas besonders Dummes angestellt hat. „Ach, du bist doch ein richtiger Dooskopp!“ – das bekommt man vielleicht zu hören, wenn man mal wieder den Schlüssel im Auto hat stecken lassen.

  • „Ei Gude wie?“
    Diese freundliche Begrüßung ist in Hessen allgegenwärtig. Sie bedeutet schlicht und einfach „Hallo, wie geht’s?“ und ist das sprachliche Pendant zu einem herzlichen Händedruck. Mit „Ei Gude wie?“ zeigt man, dass man aufgeschlossen und freundlich ist – ob beim Bäcker, im Büro oder auf der Straße.

  • „Des werd schon widder!“
    Wenn etwas nicht ganz rund läuft, ist der Hesse nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. „Des werd schon widder!“ – also „Das wird schon wieder!“ – ist der typische optimistische Kommentar zu allen möglichen Problemen. Ob’s der kaputte Rasenmäher ist oder der leere Kühlschrank am Sonntagabend, mit diesem Spruch bleibt der Hesse gelassen.

Alltagsszenen

Stellen wir uns vor, wir sind in einer kleinen hessischen Gemeinde, vielleicht irgendwo im Taunus oder im Odenwald. Der Tag beginnt in der Bäckerei, wo die Dorfbewohner sich treffen, um Brötchen zu holen und den neuesten Klatsch auszutauschen.

Frau Schmidt tritt ein und ruft mit einem breiten Lächeln „Ei Gude wie?“ in den Raum. Die anderen nicken ihr freundlich zu, und schon beginnt die erste Unterhaltung des Tages. „Hest du scho gehört, de Peter hat scho widder die ganze Ajer beim Einkaafe vergesse!  Ei verbibbsch, des gibt’s doch net!“

Später im Laufe des Tages, in einem hessischen Wohnzimmer, passiert das Unvermeidliche: Der Enkel versucht, seinem alten Großvater zu erklären, wie man den neuen Flachbildschirmfernseher bedient. „Ach Bub, des versteh isch net – isch bin halt e Döskopp bei sowas!“ Mit einem Schmunzeln auf den Lippen nimmt der Großvater die Situation gelassen hin.

Zum Abschluss des Tages trifft sich eine kleine Runde in einer örtlichen Kneipe zum „Kadde kloppe“. Die Gespräche drehen sich um die anstehenden Dorffeste, die Nachbarn und die kleinen Problemchen des Alltags. „De aale Oppel vom Heinz leeft nemmer richtisch“, sagt einer. Doch anstatt zu verzweifeln, kommt prompt die beruhigende Antwort: „Des werd schon widder!“ – und mit einem Glas Apfelwein in der Hand ist das Problem schon fast gelöst.

Warum Mundart verbindet

Heimatgefühl

Die hessische Mundart hat eine einzigartige Fähigkeit, Menschen ein Gefühl von Heimat zu geben, ganz egal, wo sie gerade sind. Wenn jemand ein vertrautes „Gude“ hört, werden sofort Erinnerungen an Kindheit, Familie und vertraute Orte wachgerufen. Es ist, als würde ein Stück Heimat in jedem Satz mitschwingen. Dieses Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit schafft eine unsichtbare Brücke zwischen den Menschen, die den Dialekt sprechen und verstehen. Es ist ein Gefühl, das sich nicht einfach in Worte fassen lässt, sondern tief im Herzen verankert ist. Für viele Hess*innen ist die Mundart daher weit mehr als nur eine Sprache. Sie ist ein Ausdruck ihrer Identität und ihrer Wurzeln.

Sprache als Kulturgut

Die hessische Mundart ist ein wertvolles Kulturgut, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Sie bewahrt Geschichten, Traditionen und Weisheiten, die sonst vielleicht verloren gehen würden. In einer Welt, in der Hochdeutsch und internationale Sprachen dominieren, bleibt die Mundart ein Schatz, der die kulturelle Vielfalt Hessens lebendig hält. Sie ist ein Ausdruck der regionalen Identität und ein Symbol für die reiche Geschichte und die Eigenständigkeit der Region.

Mundart zu sprechen bedeutet, dieses Erbe zu pflegen und es für kommende Generationen zu bewahren. Es ist eine bewusste Entscheidung, die eigenen Wurzeln zu ehren und zu zeigen, dass Kultur nicht nur in Büchern und Museen existiert, sondern auch in den alltäglichen Gesprächen. In diesem Sinne verbindet die hessische Mundart nicht nur die Menschen untereinander, sondern auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Hessisch auf der Bühne

Heinz Schenk (1924–2014) war ein deutscher Entertainer, Schauspieler und Moderator, der vor allem durch seine Rolle als Gastgeber der Fernsehsendung „Zum Blauen Bock“ bekannt wurde. Geboren in Mainz und aufgewachsen in Frankfurt am Main, verkörperte Schenk die hessische Gemütlichkeit und den typischen Humor der Region. Er begann seine Karriere als Radiomoderator und wechselte in den 1960er Jahren zum Fernsehen. Mit „Zum Blauen Bock“, einer Sendung, die Volksmusik, Humor und hessische Lebensart kombinierte, erreichte er Kultstatus und wurde zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten im deutschen Fernsehen. Seine sympathische Art, sein schlagfertiger Humor und sein unverwechselbarer hessischer Dialekt machten ihn zu einer Ikone der deutschen Unterhaltungskultur.

 

 

Badesalz ist ein hessisches Comedy-Duo, das aus Henni Nachtsheim (geboren 1957) und Gerd Knebel (geboren 1957) besteht. Beide stammen aus Frankfurt am Main und gründeten das Duo in den 1980er Jahren. Ursprünglich in der Musikszene aktiv – Nachtsheim war Mitglied der Rodgau Monotones – wechselten sie später zur Comedy und wurden mit ihren skurrilen, oft surrealen Sketchen schnell bekannt. Ihr Humor ist stark von der hessischen Mundart und dem Alltag der Region geprägt, was ihnen einen besonderen Platz in der deutschen Comedy-Landschaft verschaffte. Mit Programmen wie „Dabbisch“ und „Dö Chefs“ sowie zahlreichen Auftritten im Fernsehen und Radio haben sie die hessische Kultur und den Dialekt deutschlandweit populär gemacht.

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Flatsch war eine hessische Band, die in den 1980er Jahren gegründet wurde und sich durch ihre humorvollen, satirischen Texte und die Verwendung der hessischen Mundart auszeichnete. Die Band wurde von Michael „Hering“ Herberger und Tom Fischborn gegründet und spielte eine Mischung aus Rock, Punk und New Wave. Ihr bekanntester Song „Nur geträumt“ wurde zu einem Hit und machte die Band über die regionalen Grenzen hinaus bekannt. Flatsch war für ihre unkonventionellen Texte und ihre energiegeladenen Live-Auftritte bekannt, die oft gesellschaftskritische Themen aufgriff. Obwohl die Band in den 1990er Jahren ihre Aktivitäten einstellte, bleibt sie ein fester Bestandteil der hessischen Musikgeschichte.

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Die Rodgau Monotones sind eine deutsche Rockband aus Rodgau, die 1977 gegründet wurde. Die Band, bestehend aus Mitgliedern wie Peter „Osti“ Osterwold (Gesang), Ali Neander (Gitarre), und Jochen „Pit“ Ludwig (Schlagzeug), wurde bekannt für ihre humorvollen Texte, die oft in hessischer Mundart verfasst sind. Ihr größter Erfolg kam 1984 mit dem Song „Erbarme, zu spät, die Hesse komme!“, der zu einer Hymne für die Region wurde. Die Rodgau Monotones verbinden Elemente des Rock, Blues und Punk mit typisch hessischem Humor und einer unverwechselbaren Bühnenpräsenz. Sie sind bis heute aktiv und werden als eine der bedeutendsten hessischen Bands angesehen, die die Mundart und die Kultur der Region über Jahrzehnte hinweg gefördert haben.

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Die Firma Hesselbach ist ein fiktives Familienunternehmen und zugleich der Titel einer beliebten hessischen Fernsehserie, die in den 1960er Jahren Kultstatus erreichte. Die Serie, offiziell „Die Firma Hesselbach“, wurde von Wolf Schmidt geschaffen, der auch die Hauptfigur, den Seniorchef Karl Hesselbach, spielte. Die Serie zeigte auf humorvolle Weise den Alltag der fiktiven Firma und das turbulente Familienleben der Familie Hesselbach.

Mit einem charmanten Mix aus Büroalltag und familiären Missgeschicken bot die Serie einen authentischen Einblick in das Leben und die Eigenheiten der Hessen in den 1950er und 1960er Jahren. Typisch für „Die Firma Hesselbach“ war der unverwechselbare hessische Dialekt und der humorvolle Umgang mit den kleinen und großen Problemen des Lebens.

Durch den Erfolg der Serie prägte die Familie Hesselbach nicht nur die hessische Fernsehkultur, sondern wurde zum Inbegriff für die typische hessische Lebensart. Bis heute ist die Serie in Hessen ein fester Bestandteil der Popkultur und wird liebevoll als Symbol für hessischen Charme und Bodenständigkeit in Erinnerung gehalten.

Liebe Leser*innen,

zum Abschluss dieses kleinen Ausflugs in die hessische Mundart bleibt nur noch zu sagen: „Ei, was isses doch schee in Hesse!“ Die hessische Sprache ist weit mehr als nur ein Dialekt. Sie ist ein Stück Heimat, ein Ausdruck von Identität und eine lebendige Tradition, die es zu pflegen gilt. Sie verbindet Generationen und bringt uns alle ein bisschen näher zusammen, wenn wir gemeinsam lachen und Geschichten in unserer Mundart erzählen.

Ein super Anlass, um in die hessische Kultur einzutauchen ist der Hessentag 2025 in Bad Vilbel. Vom 13. bis 22. Juni 2025 wird die Stadt im Rhein-Main-Gebiet zur heimlichen Hauptstadt Hessens, und es erwartet Sie zahlreiche Veranstaltungen, die das hessische Lebensgefühl feiern. Also, nix wie hin!

Hessentag 2025 Bad Vilbel

13.06.2025 – 22.06.2025

Der Magistrat der Stadt Bad Vilbel

Am Sonnenplatz 1

61118 Bad Vilbel

Tel: +49 6101602 0

Mail: hessentag2025@bad-vilbel.de

Foto: lapping / Pixabay

Autor: JTN

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