Das „Gereimte“ Wort

Das „Gereimte“ Wort

Gedichte sind ein Zeitvertreib,
der Herzen füllt, das Denken bleibt.
Für Jung und Alt, für Groß und Klein,
kann Poesie ein Segen sein.

Mit Reimen, die die Seele rühren,
lässt sich das Leben sanft verzieren.
Auch im Alter, gar kein Zwang,
findet man den Reim so klang.

Lasst uns gemeinsam Worte spinnen,
in alten Zeiten neu beginnen.
Denn Poesie, so fein und mild,
macht jedes Herz ganz sanft und wild.

Foto: NikolasV / Pixabay
Text: JTN

Liebe Leser*innen,

nach dem einleitenden Gedicht, lade ich Sie in dem Bericht ein, sich ein paar Gedanken über „das gereimte Wort“ zu machen. 

Gedichte begleiten uns ein Leben lang. Sie sind wie kleine Schätze, die uns immer wieder neu berühren. In jedem Vers steckt eine eigene Welt, die uns zum Nachdenken anregt und uns auf sanfte Weise durch die Höhen und Tiefen des Lebens führt.

Ob heiter oder ernst, poetische Worte können uns trösten, uns zum Lächeln bringen und uns dazu ermuntern, die Dinge des Lebens aus einer anderen Perspektive zu sehen. Sie bieten uns eine kleine Auszeit, lassen uns innehalten und schaffen Raum für neue Gedanken und Gefühle.

Gedichte in Reimform sind ein besonderer Schatz der Literatur.

Sie sind oft leicht zu merken und bleiben uns im Gedächtnis, weil die wiederkehrenden Reime einen angenehmen Klang erzeugen. Ein Reim, ob er nun am Zeilenende oder mitten im Satz auftaucht, bringt Rhythmus in die Sprache und verleiht dem Text eine harmonische Struktur. Diese Form von Poesie kann uns auf eine Reise der Gedanken mitnehmen, uns zum Schmunzeln bringen oder auch tief berühren.

Durch den Klang und die Struktur der Reime wird unsere Aufmerksamkeit gelenkt und unsere Vorstellungskraft angeregt. Die Worte beginnen zu leben, sie malen Bilder in unseren Köpfen und lassen uns die Welt mit anderen Augen sehen. In den gereimten Zeilen stecken oft Weisheiten und Lebenslektionen, die uns auf eine einfache, aber tiefgründige Weise erreichen.

Reime sind wie Musik für die Seele.

Sie lassen uns innehalten und regen dazu an, über das Leben, die Liebe und alles dazwischen nachzudenken. In jeder Strophe und in jedem Vers steckt eine kleine Wahrheit, die uns hilft, das große Ganze besser zu verstehen.

„Zwei Seelen, ach in meiner Brust“ (J.W.Goethe)

Gedichte haben seit jeher die Kraft, unsere tiefsten Gefühle zu spiegeln und auszudrücken.

Zwei herausragende Beispiele dafür sind Goethes „Erlkönig“ und Eichendorffs „Mondnacht“. Diese beiden Werke zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie Poesie uns emotional bewegen und berühren kann – sei es durch Dramatik oder durch sanfte Melancholie.

Goethes Erlkönig versetzt uns in eine Welt der Angst und Bedrohung. Durch den schnellen, drängenden Rhythmus und die eindringlichen Reime wird die Dramatik der Szene, in der ein Vater verzweifelt versucht, sein Kind vor einer unheimlichen Gestalt zu schützen, greifbar. Die Emotionen von Verzweiflung und Furcht durchziehen das gesamte Gedicht und lassen uns die unheimliche Atmosphäre intensiv spüren.

Auf der anderen Seite steht Eichendorffs „Mondnacht“, ein Gedicht, das die Sehnsucht nach Ruhe, Geborgenheit und Einssein mit der Natur zum Ausdruck bringt. Die sanften Reime und die friedvolle Bildsprache schaffen eine Atmosphäre der inneren Ruhe und laden dazu ein, sich in die stille Schönheit einer mondbeschienenen Nacht zu verlieren. Hier zeigt sich, wie Poesie uns auch in melancholischen Momenten Trost und eine Form des stillen Glücks schenken kann.

Beide Gedichte verdeutlichen, wie vielseitig die Sprache der Poesie sein kann.

Sie ermöglicht es uns, Gefühle auszudrücken, für die es sonst vielleicht keine Worte gibt. Egal ob dramatisch wie im „Erlkönig“ oder ruhig wie in der „Mondnacht“, Gedichte eröffnen uns eine Welt, in der unsere Emotionen Raum finden und wir uns selbst besser verstehen können.

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

Johann Wolfgang von Goethe zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern und Denkern. Er wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren und war eine zentrale Figur der Weimarer Klassik, die durch die enge Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller geprägt wurde. Goethe war ein vielseitig begabter Mensch: Neben seiner Dichtung war er auch Naturforscher, Staatsmann und Philosoph.

Goethe begann früh zu schreiben und erlangte bereits 1774 mit seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ europaweiten Ruhm. In den folgenden Jahren schuf er zahlreiche Werke, die heute als Klassiker der Weltliteratur gelten, darunter das Drama „Faust“, das Gedicht „Prometheus“ und der Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Seine Werke thematisieren oft den Konflikt zwischen Vernunft und Leidenschaft sowie die Suche nach dem Sinn des Lebens.

Goethe war auch als Naturwissenschaftler tätig und verfasste Arbeiten zur Farbenlehre und Pflanzenmorphologie. Seine Reisen nach Italien und seine enge Verbundenheit mit der Stadt Weimar prägten sein Schaffen nachhaltig. Er starb am 22. März 1832 in Weimar.

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Foto: WikiImages / Pixabay

Johann Wolfgang von Goethe – Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

„Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?“
„Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron‘ und Schweif?“
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“

„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel‘ ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“

„Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?“
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.“

„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“

 

Grafik: mha / GFFB

Joseph von Eichendorff (1788–1857)

Joseph Freiherr von Eichendorff war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Er wurde am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz in Oberschlesien geboren. Eichendorff entstammte einer adligen Familie und studierte zunächst Jura, bevor er in den preußischen Staatsdienst trat.

Seine Dichtung ist stark von den Themen der Romantik geprägt: Naturverbundenheit, Sehnsucht, Wanderlust und die Verbindung von Mensch und Natur stehen im Mittelpunkt seiner Werke. Eichendorffs Lyrik zeichnet sich durch eine einfache, klare Sprache aus, die oft musikalische Qualität besitzt. Sein bekanntestes Gedicht, „Mondnacht“, spiegelt diese Themen eindrucksvoll wider.

Neben seiner Lyrik verfasste Eichendorff auch Prosawerke, darunter die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“, die zu den bedeutendsten Werken der Romantik zählt. Er lebte und arbeitete an verschiedenen Orten in Deutschland, war aber zeitlebens stark mit seiner schlesischen Heimat verbunden.

Eichendorff starb am 26. November 1857 in Neisse, Schlesien (heute Nysa, Polen). Seine Werke haben die deutsche Literatur tief geprägt und werden bis heute gelesen und geschätzt.

#Eichendorff #Portrait
Foto: psfotografia / Pixabay

Foto: Terranaut / Pixabay

Joseph von Eichendorff – Mondnacht

Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

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Video: Philippe Sly-Minstrel / Produced and directed by Jeremy VanSlyke Recorded by Lauran Jurrius 2011

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Zum Abschluss möchte ich Ihnen danken,

dass Sie sich gemeinsam mit mir auf diese Reise durch die Welt der Poesie begeben haben.

Gedichte haben eine einzigartige Kraft: Sie können uns trösten, uns zum Lachen bringen und uns helfen, unsere eigenen Gefühle besser zu verstehen. Sie können ein Fenster zu unseren innersten Gedanken und ein Spiegel unserer Seele sein.

Möge die Poesie Sie weiterhin begleiten, Ihnen Freude und Inspiration schenken und Ihr Leben mit schönen Momenten bereichern.

Zum Abschied ein kleines, von mir verfasstes, Gedicht:

In jedem Wort, in jedem Reim,
findet man ein kleines Heim.
Ob kurz, ob lang, ob sanft, ob laut,
ein Gedicht, das immer auf uns schaut.

Es trägt uns fort in ferne Welt’n,
wo Fantasie und Freiheit gelten.
Und in der Stille wird uns klar,
dass Poesie das Schönste war.

Foto: rolandmey / Pixabay

Text: Johannes Tim Noack

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