Ein Hauch von Unordnung

Foto: Alexas_Fotos auf pixabay

In der heutigen Gesellschaft gilt es als Norm, ein stabiles und geordnetes Leben zu führen. Doch das äußere Bild kann täuschen, und im Inneren und Privaten herrscht Unordnung. Selbsthilfegruppen schätzen, dass in Deutschland rund 2,5 Millionen Menschen mit dem so genannten Messie-Syndrom leben.

[responsivevoice_button voice=Deutsch Female responsivevoice_button buttontext=Beitrag vorlesen]

In einer Wohnsiedlung können verschiedene Menschen zusammenleben, ihr*e Nachbar*in, wohnt seit Jahren neben Ihnen und hat ein gepflegtes Äußeres. Er*sie grüßt Sie zwar ein wenig verlegen, doch alles scheint bei ihrem Nachbar oder ihrer Nachbarin in Ordnung zu sein, aber Sie bemerken trotz allem einen unangenehmen Geruch, der aus der Wohnung gegenüber zu kommen scheint. Ihr*e Nachbar*in empfängt auch nur noch selten oder gar keinen Besuch mehr. Außerdem schließt Ihr*e Nachbar*in schnell die Tür, damit wir nicht erkennen können, woher der Geruch schließlich kommt. Leidet die Person vielleicht unter dem Messie-Syndrom?

Was ist ein Messie, wie leben Betroffene in ihrer Wohnung oder ihrem Haus und was können wir als Gesellschaft tun, um zu erkennen, ob jemand das Syndrom hat? All dies wird in diesem Artikel beschrieben und soll Ihnen als Leser*in helfen.

Ein Messie ist kein Fußballspieler

Der Begriff Messie beschreibt Menschen, die sich weder auf gestaltete Ordnung noch auf gesunde Unordnung festlegen können. Sie leben in chaotischen Strukturen und sind ihnen hilflos ausgeliefert. Das Leben im permanenten Chaos macht ihnen Angst, erzeugt Stress und ein Gefühl der Inkompetenz.

Menschen mit Messie-Syndrom fällt es so auf Dauer schwer, sich von Dingen zu trennen, oder sie zu entsorgen, wodurch sich die Gegenstände anhäufen und den Wohnraum so sehr verstopfen, dass er nicht mehr nutzbar ist.

Das Entstehen des Messie-Syndroms

Dieses Syndrom entsteht, wenn Menschen gewisse Dinge und Unrat anhäufen und dies ihr tägliches Leben bestimmt. Diese Menschen werden als „Messie“ (abgeleitet von englisch mess „Chaos, Durcheinander“) bezeichnet.

In dem Artikel von Reto Meisser: „Sammelwut – Die sieben Messie-Typen“ werden verschiedene Messie-Typen aufgezeigt.

Die sieben Messie-Typen

Der perfektionistische Messie. Sie kümmern sich vorwiegend um Kleinigkeiten, dies aber perfekt. …
Der Sicherheitsmessie. …
Der idealistische Messie. …
Der rebellische Messie. …
Der sentimentale Messie. …
Der erholungsbedürftige Messie. …
Der reinliche Messie.

von Reto Meisser: Sammelwut – Die sieben Messie-Typen

Laut Ärzteblatt füllen Messies ihr Ungleichgewicht entweder mit materiellen, nutzlosen Dingen auf oder sie vermüllen ihre eigenen Wohnräume, weil sie so ihre Löcher in der Seele stopfen wollen, so der Artikel.

Foto: geralt auf pixabay

Das Messie-Verhalten kann unabhängig auftreten, aber auch eine Begleiterscheinung verschiedener psychiatrischer Syndrome, wie Demenz (Demenzerkrankungen) sein. Ein frühes Ereignis, wie der Tod eines geliebten Menschen, Gewalt oder Mobbing in der Kindheit oder der Verlust des Arbeitsplatzes kann ein Auslöser sein. Meistens müssen Messies ungelöste Konflikte verarbeiten, dazu spielen Verlassenheitspanik und Trennungsängste für den Betroffenen eine große Rolle, daher kommt die Frage was ist das Messie-Syndrom und wie entsteht es?

Daher können die Betroffenen nicht in der Lage sein diese Informationen und ihre Gefühlswelt richtig zu verarbeiten und horten daher verschiedene Dinge wie Zeitungen und Flyer, oder sammeln ausgefallene Gegenstände, die andere meist als wertlos ansehen und wegwerfen würden. Die Betroffenen sind in der Regel nicht in der Lage den tatsächlichen Wert dieser Gegenstände zu schätzen und zwischen bedeutsam und belanglos, geeignet und ungeeignet zu unterscheiden. Betroffene können häufig den übersteigerten Trieb, etwas zu sammeln von den Eltern oder Großeltern übertragen bekommen.

Wann ist man ein Messie?

  • Ein übermächtiges Bedürfnis, die Gegenstände aufzuheben.
  • Massive Anspannung bis hin zur Panik, wenn Gegenstände weggeworfen werden sollen.
  • Soziale Schwierigkeiten, bis hin zur Isolation. Hobbys und Interessen werden aufgegeben.
  • Die Symptome können nicht besser durch andere psychische Erkrankungen erklärt werden.
AOK-Bundesverband: Wenn Gegenstände soziale Kontrolle ersetzen.

Auch Unbekannte oder veränderte Situationen führen bei den Betroffenen zu einer großen Anspannung mit hohem Stresslevel. Die Ursachen liegen auch darin, dass die Betroffenen nicht in der Lage sind Prioritäten zu setzen. Sie verlieren sich daher oft zwiespältig und zerrissen und haben auch kaum Struktur im Leben.

Dabei handelt sich um eine psychische Störung, die bei den Fachleuten als zwanghaftes Horten bekannt ist. Wer unordentlich ist, ist noch kein Messie. Auch sind die Betroffenen nicht faul, sondern sie können mit ihrer Situation nicht mehr richtig umgehen und meist können Sie von Dingen, die sie sammeln, nicht loslassen. Kinder, die in einem Messie-Haushalt aufwachsen, leiden unter der gestörten Beziehung zum Elternteil und können später eventuell das Messie-Syndrom entwickeln, weil sie das Aufräumen nicht gelernt haben.

Nach Schätzungen von Selbsthilfegruppen leben rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland mit dem so genannten Messie-Syndrom. Heilung kann vor allem dann erfolgen, wenn die Erkrankung richtig erkannt wird und Betroffene und Angehörige sich mit dieser Thematik auseinandersetzen und Hilfe suchen.

Das Messie-Syndrom – Äußeres Chaos als Ausdruck innerer Unordnung

„Mäßige bis schwere Depressionen finden sich bei vielen Messies und es ist schwer zu sagen, ob die Depression die Unordnung verursacht oder die Unordnung die Depression.“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Das äußere Chaos kann sich in der ganzen Wohnung zeigen, es kann aber auch nur in einigen Ecken oder hinter verschlossenen Schranktüren zu finden sein. Im Artikel heißt es weiter, dass das Messie-Syndrom bei Betroffenen ein Chaos im Kopf verursacht.

Können wir Messies erkennen?

Um die Frage richtig zu beantworten, müssen wir zunächst verstehen, dass Messies niemanden in ihren Wohnraum einladen möchten, weil die Betroffenen sich aufgrund ihrer Wohnsituation schämen. Auch leiden die Betroffenen unter sozialer Isolation. Betroffene haben wenig oder keinen Kontakt zu anderen Menschen, die sie unterstützen, oder der soziale familiäre Freundeskreis ist selbst hilflos, weil sie den*die Betroffenen nicht richtig unterstützen kann.

Jetzt können wir die Frage beantworten, dass wir einen Messie auf der Straße meist nicht erkennen können, denn die meisten Messies fallen nicht auf, weil sie sich äußerlich sauber halten und somit bewahren sie die Illusion aufrecht, dass bei ihnen alles in Ordnung ist. Meist fallen sie auch in ihrem Berufsleben nicht auf, weil die meisten Messies Perfektionisten sind, nur ihr eigenes Chaos zu Hause haben sie nicht mehr im Griff. Der Artikel in der Frankfurter Rundschau „Die Symptome für das Messie-Syndrom“ beschreibt die typische Symptome bei den Betreffenden Menschen.

Messies in der Nachbarschaft

Es ist nicht leicht das Leben mit einem Messie zu teilen, den diese haben meist eine eigene Vorstellung ihrer Lebensweise, daher dürfen Sie die Betroffenen nicht drängen etwas zu ändern. Familienmitglieder*innen, Partner*innen und Freund*innen haben die Möglichkeit den Betroffenen dazu zu bewegen, das dieser Einsicht zeigt und zusammen herausfinden, welche Punkte angesprochen werden sollten, da die Familienmitglieder*innen, Partner*innen und Freund*innen meist von der Krankheit der Betroffenen belastet sind. Versuchen Sie anhand der Punkte herauszufinden, ob es einige Möglichkeiten gibt, dass Betroffene dazu bewogen werden können, einen Experten aufzusuchen, um dort Hilfe zu bekommen.

Ein Messie in allen Lebenslagen

Foto Mohamed_hassan auf pixabay

Das Messie-Syndrom macht keinen Unterschied zwischen arm und reich, jung und alt oder den Geschlechtern. Dieses Syndrom kann alle sozialen Schichten betreffen, und niemand kann behaupten, dass es ihn*sie nicht betrifft oder bei ihr*Ihm nicht passieren kann.

Die meisten Messies können ängstlich und unsicher sein, haben eventuell kein Selbstwertgefühl, zusätzlich kommen u.a. Depressionen, Alkoholprobleme, Kaufsucht, Arbeitssucht, Sex- und Liebessucht, Mediensucht, Spielsucht oder Ess-Störungen bei ihnen vor.

Hilfe bei dem Messie-Syndrom

Um Messies richtig zu unterstützen, sollte sich der Betroffene die richtige Hilfe suchen. Selbsthilfegruppen und professionelle psychologische Hilfe für das Messie-Syndrom können in Anspruch genommen werden. Vor allem sollte der Betroffene erkennen, dass er ein „Messie“ ist und Hilfe annehmen sowie lernen, ein inneres und äußeres neu strukturiertes Leben zu führen.

Hier können Sie als betroffene Person in Frankfurt Hilfe bekommen:

Text: Rudolf Schindler

Schlagwörter: