In aller Munde

Superfood
Foto: Martin, Pexels

Schon mal was von Chiasamen, Maca oder der Açai-Beere gehört? Früher nur in gut sortierten Bioläden zu finden, stehen die sogenannten Superfoods heute auch bei den großen Discountern im Regal.

Haben Superfoods einen hohen Gehalt an Nährstoffen? / Foto: Ella Olsson, Pixabay

Wenn es etwas gibt, das in den letzten Jahren in der Welt der Ernährung in aller Munde war, dann zweifellos der neumodische Begriff Superfood. Doch was steckt wirklich hinter dieser Bezeichnung? Vorweg gesagt, der Begriff „Superfoods“ ist rechtlich nicht definiert. Darauf weist das Bundesamt für Verbraucherschutz (BVL) deutlich hin. Sofern stellt sich die Frage, ob das Modewort nur Teil einer Strategie ist, Lebensmittel besser zu verkaufen. Die Enzyklopädie Wikipedia definiert Superfood als einen Marketingbegriff, der Lebensmittel mit angeblichen Gesundheitsvorteilen beschreibt. Laut einer Untersuchung (PDF) der Universität Graz versteht man jedoch unter Superfoods Lebensmittel, die einen hohen Gehalt an Nährstoffen vorweisen und der Förderung der Gesundheit und zur Vorbeugung verschiedener Krankheiten wie Diabetes, oder beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen dienen. Wie der Studie zu entnehmen ist, wurde die Wirksamkeit einiger Nährstoffe gegenüber Krankheiten sogar nachgewiesen. Doch wie steht die Kundschaft dazu? Im Münchener Onlineportal Merkur ist nachzulesen, dass viele Menschen an Superfoods als Lösung für ihre Ernährungsprobleme glauben. Sie nutzen sie demnach als Mittel, um schädliche Nährstoffüberschüsse und schlechte Essgewohnheiten zu kompensieren. Kurz gesagt, den Körper zu „reinigen“. Bestärkt werden sie darin von jenen Werbebotschaften, die kontinuierlich die unzähligen Vorteile dieser Lebensmittel preisen.

Die Geschichte der Superfoods

Superfoods
Superfood Banane / Foto: Olena Bohovyk, Pexels

Erstmals tauchte der Begriff Superfood Mitte des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten als Marketingstrategie auf, um mehr Bananen zu verkaufen, wie in einem Artikel der TAZ steht. So wurde der Begriff verwendet, um den Verzehr von Bananen als leicht verdauliche und kostengünstige Nahrungsquelle zu fördern. Nur wenige Jahre später etablierte sich der Begriff in der Lebensmittelindustrie und verhalf Unternehmen zu neuen lukrativen Geschäften mit pflanzlichen Lebensmitteln. Laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts Mintel stieg die Anzahl der eingeführten Lebensmittel- und Getränkeprodukte, die als Superfood, Superfruit, oder Supergrain bezeichnet werden, im Zeitraum von 2011 bis 2015 weltweit um 202 Prozent. Interessanterweise handelt es sich bei den vielen „neuen“ Superfoods um Lebensmittel, die in anderen Regionen und Kulturen seit Tausenden von Jahren verbreitet sind, und nur hierzulande als exotisch und neuartig gelten. Beispiele sind die Pflanze Quinoa oder der grüne Matcha-Tee.

Negative Wirkung nicht ausgeschlossen

Experten verbinden mit Superfoods unter anderem sogenannte Antioxidantien. Das sind Stoffe, die von Natur aus in Lebensmitteln, vor allem in Obst und Gemüse, enthalten sind. Die bekanntesten Antioxidantien neben vielen anderen sind Vitamin C, A und E, Beta-Carotin und Selen. Laut Verbraucherzentrale entfalten sie eine schützende und gesundheits­fördernde Wirkung, solange sie im Rahmen einer gemüse- und obstreichen Ernährung aufgenommen werden. Allerdings ist nicht bewiesen, dass isolierte Antioxidantien in Form von Nahrungs­ergänzungs­mitteln vor Krankheiten wie Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthritis oder Krebs schützen. Demnach können antioxidative Stoffe in isolierter Form und in hoher Dosierung sogar eine gegenteilige, negative Wirkung entfalten. Das gelte vor allem bei Krebserkrankungen, so die Verbraucherschützer weiter. Dennoch überwiegen die gesundheitlichen Vorteile. Hier einige Beispiele:

  • Quinoa: bietet Abwechslung bei glutenfreier Ernährung und ist eine Quelle für pflanzliches Eiweiß und B-Vitamine.
  • Hanfsamen: eine Omega-3-Quelle, ideal für die vegetarische und vegane Ernährung.
  • Kurkuma: Sein Wirkstoff Curcumin ist für seine entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften bekannt.
  • Ingwer: Mehrere Studien haben die gesundheitsfördernde Rolle von Ingwer als Tonikum für die Verdauung, als Mittel gegen Übelkeit und als natürliches Antibiotikum nachgewiesen.
  • Weitere Beispiele für Supernahrungsmittel sind: Acai, Goji-Beeren, Moringa, Spirulina, Baobab, Maca oder Lucuma, um nur einige zu nennen.

So verlockend die gesundheitsfördernden Eigenschaften auch klingen, sollte man bei verarbeiteten Produkten, die als Superfood beworben werden, Vorsicht walten lassen. Teilweise genügen diese nicht den gesetzlichen Anforderungen für Lebensmittel. „Dies ist insbesondere beim Internethandel der Fall. Im schlimmsten Fall enthalten diese Produkte gefährliche Inhaltsstoffe, die sogar gesundheitsschädlich sein können“, berichtet das BVL weiter. Um etwaige Kundschaft vor solchen Produkten aus dem Internet zu schützen, betreibt das BVL seit 2013 die gemeinsame, länderfinanzierte Zentralstelle G@ZIELT. Dort werden im Auftrag der Bundesländer unter anderem risikobasierte Produktrecherchen in das Europäische Schnellwarnsystem einpflegt.

Viele heimische Alternativen

Aufgrund der hohen Nachfrage nach Superfood-Produkten sind diese für den Otto-Normal-Verbraucher oftmals unerschwinglich. Insbesondere dann, wenn es sich um importierte Ware wie Açai, Reishi-Pilz oder Moringa handelt. Dabei sind nicht alle Produkte, die mit dem Etikett „Supernahrung“ verkauft werden, gleichbedeutend mit einem gesünderen Produkt. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang zuckerhaltige Frühstücksflocken mit geringen Mengen an Gojibeeren oder Kekse, die gerade mal zwei Prozent Maca enthalten. Gojibeeren werden vor allem für ihren hohen Gehalt an Vitamin C gepriesen, dabei können heimische Beeren sehr gut mit der exotischen Variante mithalten. Schwarze Johannisbeeren oder Sanddornbeeren enthalten nicht nur mehr Vitamin C, sie sind auch deutlich preiswerter als Gojibeeren. Zudem werden die heimischen Alternativen als Frischware oder Saft angeboten, während Gojibeeren meist nur getrocknet erhältlich sind.

Nahrungsmittel sind keine Arzneimittel

Chia-Samen, Superfood
Superfood Chia-Samen / Foto: Delphine Hourlay, Pexels

Chiasamen sollen die Verdauung fördern und den Blutzucker senken. Zudem sollen sie Gelenkschmerzen und Sodbrennen lindern. Selbst als Geheimrezept für gesunde Haut und eine schlanke Figur wird Chia angepriesen, registriert die Verbraucherzentrale. Dabei sind Werbeaussagen, die gesundheitliche Linderung versprechen, in Verbindung mit Lebensmitteln gar nicht gestattet. Weil „es bisher keine von der EU genehmigten Health Claims für Chia-Produkte gibt“, wie die Verbraucherschützer berichten. Wer beim nächsten Einkauf die teure Chiasamen-Packung in der Hand hält, sollte deshalb den Wechsel zur günstigen Superfood– Alternative erwägen: Leinsamen. „Leinsamen sind genauso nährstoffreich wie Chiasamen, stammen allerdings aus heimischer Produktion und sind noch dazu um einiges günstiger. Sie haben ein nussiges Aroma, schmecken aber prinzipiell sehr neutral, daher können Leinsamen in jedes beliebige Gericht gemischt werden“, weiß die Redaktion der Modezeitschrift Elle.

Das Informationsportal Gesünder Bayern hat seinen eigenen Ratschlag zu diesem Thema: „Superfood-Lebensmittel haben äußerst positive Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen. Allerdings nur, wenn man sie über einen längeren Zeitraum in seine Ernährung integriert. Hin und wieder einen Riegel mit Gojibeeren zu essen, wird noch keinen spürbaren Effekt erzielen. Jeden Morgen ein Müsli oder Smoothie mit den Superfrüchten, kann dagegen zu einem langfristig besseren Wohlbefinden beitragen.“ (MCG/2023)

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